
Verbraucher mehrheitlich zufrieden mit Öffnung des Energiemarktes

Die Liberalisierung des deutschen Energiemarktes vor 20 Jahren hat aus Sicht der Verbraucher Vorteile mit sich gebracht. Vier von fünf Bundesbürgern sind der Auffassung, dass die Stromkunden von der Möglichkeit des Anbieterwechsels profitiert haben, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Berliner Strom- und Gasanbieters lekker Energie hervorgeht. Preiserhöhungen führen die meisten Befragten demnach auf Steuern und Abgaben zurück.
Die Liberalisierung des Energiemarktes trat am 29. April 1998 mit dem Gesetz zur Neuregelung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) in Kraft. Seither können Verbraucher ihren Stromanbieter frei wählen, seit 2006 gilt dies auch für den Gasversorger.
Der Aussage, dass die Liberalisierung Verbrauchern zugute kam, stimmten 79 Prozent der Befragten ganz oder eher zu. Lediglich elf Prozent teilten diese Meinung nicht oder eher nicht. Von denjenigen, die ihren Anbieter tatsächlich schon einmal gewechselt haben, glauben 91 Prozent, dass sich dies gelohnt habe. 59 Prozent sind der Auffassung, dass es heute ausreichend Wettbewerb auf dem Energiemarkt gibt.
Dass die Strompreise für private Haushalte nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) seit 1998 um etwa 71 Prozent gestiegen sind, hat für 45 Prozent der Befragten vor allem mit Steuern und Abgaben zu tun. 21 Prozent sehen die Verantwortung hingegen in erster Linie bei den Stromunternehmen, 18 Prozent machen die Energiewende dafür verantwortlich.
Der Strompreis je Kilowattstunde setzt sich für Verbraucher aus drei großen Blöcken zusammen: Gut die Hälfte fällt dabei nach Angaben des BDEW für Steuern und Abgaben wie die EEG-Umlage oder die Mehrwertsteuer an. Rund ein Viertel des Preises machen die sogenannten Netzentgelte aus, die jeder Nutzer an den Netzbetreiber zahlen muss. Nur weniger als ein Viertel des Preises entfällt auf die eigentliche Stromerzeugung und den Vertrieb.
Der Umfrage zufolge sind zwei Drittel der Verbraucher der Auffassung, dass sich der Strompreis ohne Wettbewerb noch deutlicher nach oben entwickelt hätte. "Diese Botschaft ist bei den deutschen Verbrauchern angekommen", erklärte Josef Thomas Sepp von lekker Energie zu den Ergebnissen. Umso wichtiger sei es, dass wettbewerbliche Regelungen auch bei der Digitalisierung der Energiewirtschaft und der weiteren Ausgestaltung der Energiewende eine maßgebliche Rolle spielten, forderte er.
Für die nach Angaben von lekker Energie repräsentative Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut Yougov Anfang März online 2035 Menschen.
Aus Sicht von Verbraucherschützern ist die Liberalisierung des Energiemarktes zwar grundsätzlich positiv. Zugleich warnen sie aber, dass neben seriösen Anbietern auch schwarze Schafe auf dem Markt aktiv sind, die Verbrauchern ungewollte Geschäfte aufdrängen.
(W. Winogradow--BTZ)