Regierung will "in Kürze" bundesweite Wohnungslosenstatistik auf den Weg bringen
Die Bundesregierung will zügig eine bundesweite Wohnungslosenstatistik einführen. Das Bundessozialministerium werde dazu "in Kürze" einen Referentenentwurf vorlegen, heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Grünen-Anfrage, die am Freitag BERLINER TAGESZEITUNG vorlag. Damit solle eine "bundesweite Wohnungslosenberichterstattung" eingeführt werden.
Der Grünen-Armutsexperte Wolfgang Strengmann-Kuhn begrüßte die Ankündigung. Seine Partei fordere seit Jahren eine solche Statistik - "endlich gibt es die Hoffnung auf Umsetzung". Wichtig sein nun, dass nichts "kleingerechnet" werde. "Die Fakten - und damit ehrliche Zahlen über Umfang, Art und Ursachen von Wohnungs- und Obdachlosigkeit - müssen auf den Tisch."
Auch eine gute Statistik könne allerdings nur ein erster Schritt sein, mahnte Strengmann-Kuhn. "Der Bund muss gemeinsam mit den Kommunen und Ländern ein nationales Aktionsprogramm zur Vermeidung und Bewältigung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit auf den Weg bringen", forderte er.
Sozialverbände und Wohnungslosen-Initiativen bemängeln seit langem, dass es keine bundesweit gesicherten Zahlen zu Wohnungslosen gibt. Sie sehen darin ein Hindernis beim effektiven Umgang mit diesem Problem. Zwar existieren verschiedene Schätzungen - deren Zahlen gehen aber auseinander.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe schätzte die Zahl der Wohnungslosen in einer 2017 vorgelegten Studie bundesweit auf 860.000. Ganz auf der Straße ohne jegliche Unterkunft lebten demnach etwa 52.000 Menschen. Wegen der rasch steigenden Wohnkosten sagte die Arbeitsgemeinschaft einen starken Anstieg der Betroffenenzahl voraus.
(O. Karlsson--BTZ)