Kapitän von "Flüchtlings-Hilfsschiff" Lifeline wird vor Gericht gestellt
Nach der Ankunft des Flüchtlings-Hilfsschiffes "Lifeline" in Malta muss sich der Kapitän am Montag vor Gericht verantworten. "Welche Punkte genau vorgebracht werden, wissen wir bis dato nicht", teilte Axel Steier, Mitgründer der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, am Freitag mit. Die Vorwürfe gegen Kapitän Claus-Peter Reisch wies die Organisation jedoch zurück. Die Bundesregierung bot ihm konsularische Hilfe an.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die Botschaft vor Ort stehe mit der deutschen Besatzung des Schiffes in Kontakt - auch mit dem Kapitän und seinem Anwalt. Die Regierung in Valletta gehe mit dem Boot nach den rechtsstaatlichen Kriterien um, "die sie für richtig halten". Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer betonte, im Meer habe jeder "die Pflicht, Menschen in Seenot zu retten". Das Engagement dafür verdiene Respekt - "aber im Einklang mit geltendem Recht".
"Wir sehen nicht, dass er etwas falsch gemacht hat und warten jetzt erst einmal die Anklageschrift ab", sagte Steier dazu der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung". Maltas Ministerpräsident Joseph Muscat hatte dem Kapitän vorgeworfen, gegen "internationale Gesetze verstoßen und Anweisungen der italienischen Behörden missachtet" zu haben.
Die "Lifeline" hatte in der vergangenen Woche vor der libyschen Küste 234 Flüchtlinge gerettet und war danach tagelang über das Mittelmeer geirrt, weil Italien und Malta dem Schiff ein Anlegen verweigert hatten.
Seit der Ankunft des Schiffes in Malta am Mittwochabend wurde Reisch bereits mehrfach von der Polizei vernommen. Die Nichtregierungsorganisation Lifeline beharrt jedoch darauf, einzig die Anweisung zur Rückführung der Flüchtlinge nach Libyen missachtet zu haben, was ihrer Ansicht nach illegal wäre.
Die "Lifeline" fährt unter niederländischer Flagge - die Niederlande hatten jedoch erklärt, das Schiff sei nicht in den niederländischen Registern verzeichnet. Dem widersprach Steier in der "Rhein-Neckar-Zeitung": Die "Lifeline" sei dort als Sportboot registriert, was laut einem Rechtsgutachten der niederländischen Universität Leiden legal sei.
Außerdem wehrte er sich gegen den Vorwurf, Flüchtlingsretter im Mittelmeer erleichterten Schleusern ihre Arbeit. Das sei eine "billige Ausrede dafür, die Leute ertrinken zu lassen", sagte er. "Den Schleppern ist es vollkommen egal, ob da ein Schiff ist."
(A. Bogdanow--BTZ)