Peking: Spekulationen über mögliche Reise von Kim Jong Un nach China
Die Ankunft eines Sonderzuges in Peking hat Spekulationen über einen Besuch des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un in China ausgelöst. Das japanische Fernsehen hatte am Montag Bilder eines grünen Zuges mit gelben Streifen im Bahnhof von Peking gezeigt. Am Dienstag fuhr der Zug Medienberichten schon wieder zurück. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in der chinesischen Hauptstadt befeuerten die Gerüchte. Von der Regierung gab es zunächst jedoch keine Bestätigung.
Wie das japanische Fernsehen berichtete, hatte der Zug am Sonntag zunächst den Bahnhof der chinesischen Grenzstadt Dandong passiert. Am Montag sei er dann in Peking eingetroffen und am Bahnhof von einer Ehrengarde begrüßt worden. Kims Vater Kim Jong Il hatte einst einen ähnlich aussehenden Zug für Auslandsreisen genutzt. Am Dienstag berichtete dann die japanische Nachrichtenagentur Kyodo, der Sonderzug habe den Pekinger Bahnhof schon wieder verlassen. Ob Kim an Bord war, war demnach aber weiterhin unklar.
Von der chinesischen Regierung gab es zunächst keine Bestätigung für einen Besuch Kims oder eines anderen hochrangigen Vertreters aus Nordkorea. Die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying, sagte, sie wisse nichts von einem solchen Besuch. "Wenn wir Informationen haben, werden wir sie veröffentlichen", fügte sie hinzu. China wolle aber weiter eine "positive und konstruktive Rolle" im Nordkorea-Konflikt spielen, um eine atomare Abrüstung der Koreanischen Halbinsel zu erreichen.
An mehreren Orten in Peking wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Vor einem Gästehaus, in dem schon Kims Vater bei seinen Besuchen in der chinesischen Hauptstadt übernachtet hatte, waren zahlreiche Polizisten im Einsatz. Wie ein BERLINER TAGESZEITUNG erfuhr, verließ am Dienstagmorgen ein Fahrzeugkonvoi mit einer Polizeieskorte das Gelände. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gab es auch an der Großen Halle des Volkes und an Pekings Machtbezirk Zhongnanhai.
Südkoreas meistverkaufte Zeitung "Choson Ilbo" berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Geheimdienstvertreter, bei dem geheimnisvollen Besucher habe es sich tatsächlich um Kim Jong Un gehandelt. Andere südkoreanische Medien spekulierten, bei dem Zugpassagier könne es sich auch um Kims Schwester Kim Yo Jong oder das protokollarische Staatsoberhaupt Kim Yong Nam gehandelt haben, die im Februar schon zur Eröffnung der Olympischen Spiele nach Südkorea gereist waren.
Kim Jong Un ist noch nicht ins Ausland gereist, seit er 2011 in Nordkorea an die Macht kam. Sein Vater Kim Jong Il hatte unter Flugangst gelitten und alle Reisen mit dem Zug absolviert. Die chinesischen und nordkoreanischen Staatsmedien hatten immer erst über seine Besuche berichtet, wenn er das Land schon wieder verlassen hatte. China ist der wichtigste Verbündete des wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms international isolierten Landes. Die Beziehungen zwischen Peking und Pjöngjang haben sich zuletzt aber deutlich abgekühlt. So hat China UN-Sanktionen gegen Nordkorea mitgetragen.
In den Nordkorea-Konflikt ist in den vergangenen Wochen viel Bewegung gekommen: Kim will im April den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und voraussichtlich im Mai US-Präsident Donald Trump treffen.
(S. Soerensen--BTZ)