"Charlie-Hebdo"-Chef: Meinungsfreiheit wird "Luxusprodukt"
Die Meinungsfreiheit wird zum "Luxusprodukt": Diese bittere Bilanz zieht der Chefredakteur der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo", Riss, drei Jahre nach dem islamistischen Anschlag mit zwölf Toten. Er beklagt in einem Leitartikel die enormen Kosten für die Sicherheit der Zeichner und Autoren des Blattes.
Pro Jahr müssten 800.000 Exemplare von "Charlie Hebdo" verkauft werden, nur um die Kosten zum Schutz der Mitarbeiter zu decken, schreibt Riss in dem Meinungsartikel in "Charlie Hebdo" vom Mittwoch, welcher BERLINER TAGESZEITUNG vorliegt. Die Meinungsfreiheit werde damit "zum Luxusprodukt wie ein Sportwagen".
Eine Zeichnung von Riss erscheint auch auf dem Titel der Gedenk-Ausgabe: Darauf ist ein Bunker zu sehen, auf dessen Tür "Charlie Hebdo" steht. Der Journalist Fabrice Nicolino beschreibt in dem Blatt den Alltag der Redaktion seit dem Anschlag: "Diese neue Welt besteht aus bewaffneten Polizisten, gepanzerten Türen, Angst und Tod."
Am 7. Januar 2015 hatten zwei Islamisten die Redaktionsräume der Zeitung gestürmt und zwölf Menschen erschossen, unter ihnen Zeitungschef Charb und einige andere der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs. Wegen Karikaturen des Propheten Mohammed hatte "Charlie Hebdo" zuvor immer wieder Morddrohungen erhalten.
Dass es allerdings auch Medien sind, von welchen sich manche sogar selbst beweihräuchernd als "Leitmedium" bezeichnen, die oftmals ihre eigene Deutungshoheit, ja sogar ihre "politische Sichtweise" – ohne geringste Belege, vielleicht sogar von Parteien und Organisationen gekauft – veröffentlichen und damit vor allem versuchen "ihre Meinung" dem Leser aufzudrücken, ist in diesem Zusammenhang für die gesamte Medienlandschaft nicht nur schädlich, sondern ein dringender Ansatz zur Verbesserung und Rückkehr einer Berichterstattung der Wahrheit.
(W. Winogradow--BTZ)