Banksy lässt Londoner Zootiere frei: Neuntes Kunstwerk in Serie aufgetaucht
Ein Gorilla, der Tiere aus dem Londoner Zoo freilässt: Mit diesem Werk hat der britische Street-Art-Künstler Banksy am Dienstag seine neuntägige Tierbilder-Serie in London möglicherweise beendet. Das Bild auf einem Rolltor des Zoos in der britischen Hauptstadt zeigt einen Gorilla, der eine Plane anhebt, sodass mehrere Vögel und eine Seerobbe entkommen können. Dahinter blinzeln drei weitere Augenpaare in der Dunkelheit.
Wie bereits in den vergangenen acht Tagen veröffentlichte Banksy am Dienstag ein unkommentiertes Foto des Motivs auf seinem Profil im Onlinedienst Instagram. Das neue Bild scheint die acht übrigen Werke zu erklären, die allesamt Tiere zeigen. Der Rundfunksender BBC sah darin das Ende der Serie, die am vergangenen Montag mit einer kauernden Ziege an einer Hauswand in Richmond westlich von London begonnen hatte.
Am Dienstag waren an einer Fassade im Londoner Stadtviertel Chelsea zwei Elefanten aufgetaucht, am Mittwoch waren es drei Affen auf einer Eisenbahnbrücke im Ostlondoner Stadtteil Shoreditch. Das vierte Werk, ein heulender Wolf auf einer Satellitenschüssel in Peckham in Südostlondon, wurde schon nach wenigen Stunden gestohlen. Auf Fotos britischer Medien war zu sehen, wie ein mutmaßlicher Dieb mit einer Leiter die Satellitenschüssel vom Dach holte.
Am Freitag dann malte Banksy einen Pelikan über eine Fish&Chips-Bude im Osten Londons, am Samstag folgte eine Katze auf einer Plakatwand im Nordwesten der Stadt. Das Werk wurde von der Betreiberfirma entfernt. Seit Sonntag zieren Fische eine gläserne Kabine für Verkehrspolizisten in London. Das Bild vom Montag zeigt ein Nilpferd, das auf ein verlassenes Auto klettert.
Normalerweise lässt Banksy mehrere Wochen zwischen dem Erscheinen seiner Kunstwerke verstreichen. Dass binnen so kurzer Zeit so viele neue Werke auftauchen, ist unüblich für den Künstler und führte zu Spekulationen: Möglicherweise wolle Banksy die britische Öffentlichkeit angesichts der rechtsradikalen Ausschreitungen "aufheitern", mutmaßte der "Observer".
Auch Zoobesucher spekulierten nun über die Bedeutung hinter der Serie. Die Augenpaare in dem Kunstwerk vom Dienstag sähen "ein wenig unsicher aus, ob sie frei sein wollen", sagte die 50-jährige Sharmela Dane der Nachrichtenagentur AFP. "Vielleicht geht es um die Freiheit und darum, sich im Bezug auf die Freiheit unsicher zu sein."
Der Londoner Zoo versprach, das Werk zu schützen. Die Entdeckung sei "eine absolute Überraschung für uns alle hier am Londoner Zoo" gewesen, erklärte Betriebsleiter Karl Penman. "Wenn das hier das Ende ist: Was für ein großartiges Ende."
D. Meier--BTZ