Roger Waters geht gerichtlich gegen geplante Konzert-Absage in Deutschland vor
Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters will gerichtlich gegen die geplante Absage seiner Konzerte in Frankfurt am Main und München wegen Antisemitismus-Vorwürfen vorgehen. Aus Sicht des Musikers sei dies der "eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen", teilte das Management des Künstlers in London am Dienstagabend mit. Die Stadt Frankfurt wirft Waters Boykottaufrufe gegen Israel und antisemitische Verschwörungstheorien vor. Auch seine Haltung zum Ukraine-Krieg sorgt für Empörung.
Waters' Management erklärte, der Künstler sei der Ansicht, "dass dieser eklatante Versuch, ihn zum Schweigen zu bringen, ernsthafte und weitreichende Folgen für Künstler und Aktivisten in der ganzen Welt haben könnte, wenn er nicht angefochten wird". Die Absage der Konzerte sei "verfassungswidrig" und "ungerechtfertigt", denn sie beruhten "auf der falschen Anschuldigung, Roger Waters sei antisemitisch, was er nicht ist".
Der 79-Jährige habe "seine Anwälte angewiesen, sofort alle notwendigen Schritte zu unternehmen, um diese ungerechtfertigte Entscheidung aufzuheben und sicherzustellen, dass sein grundlegendes Menschenrecht auf Meinungsfreiheit geschützt wird", hieß es in der Erklärung weiter, die auf die Kölner Anwaltskanzlei Höcker verwies. Der Ticketverkauf für die Konzerte in Frankfurt und München auf Waters' Website lief am Mittwoch weiter.
Ende Februar hatten die hessische Landesregierung und der Magistrat der Stadt Frankfurt angekündigt, ein für den 28. Mai in der Frankfurter Festhalle geplantes Konzert von Roger Waters abzusagen. Als "einer der reichweitenstärksten Antisemiten der Welt" habe Waters mehrfach einen kulturellen Boykott Israels gefordert und Vergleiche zum Apartheidsregime Südafrikas gezogen, hieß es zur Begründung.
Im Rahmen seiner aktuellen Europatour will Waters im Mai auch in Hamburg, Köln, Berlin und München auftreten. Dort gibt es ebenfalls Debatten darüber. Mehrere Initiativen und auch Politiker fordern, die Konzerte abzusagen.
In München wurde ein Beschluss des Stadtrats, das für den 21. Mai geplante Konzert in der Olympiahalle abzusagen, Medienberichten zufolge am Dienstag auf den 22. März vertagt.
Die Regierungskoalition aus den Parteien Die Grünen - Rosa Liste und SPD/Volt veröffentlichte aber eine Positionierung, in der sie die Betreiber der Olympiahalle aufruft, den Vertrag für das Konzert aufzulösen. Sollte dies nicht möglich sein, sollten mögliche Äußerungen von Waters bei dem Konzert, "die den Werten der Landeshauptstadt München entgegenstehen", mit Vertragsstrafen oder einem Konzertabbruch geahndet werden.
Die Stadt Frankfurt hatte dargelegt, im Rahmen von Waters' "The Wall Live Tour" von 2010 bis 2013 sei bei mehr als 200 Konzerten ein Ballon in der Form eines Schweins mit Abbildungen des Davidsterns und mehreren Firmenlogos Teil seiner Bühnenshow gewesen. Zudem sei er immer wieder wegen antisemitischer Verschwörungstheorien aufgefallen.
Für Aufregung sorgte laut Frankfurter Stadtverwaltung auch der geplante Ort des Konzerts. In den Tagen nach den Novemberpogromen 1938 waren 3000 jüdische Männer aus Frankfurt und Umgebung in die Festhalle gebracht, misshandelt und später in Konzentrationslager deportiert worden. "Der Magistrat sieht sich deshalb gefordert, ein klares und gesamtgesellschaftlich getragenes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen", erklärte die Stadt Ende Februar.
Zuletzt war Waters wegen Äußerungen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine in die Kritik geraten. Er nahm im Februar auf Einladung Russlands an einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Ukraine-Krieg teil und sagte in einer Videoansprache, dass der russische Angriff auf die Ukraine "nicht unprovoziert" erfolgt sei.
Bereits im September hatte der Musiker dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "extremen Nationalismus" vorgeworfen. Die polnische Stadt Krakau strich daraufhin geplante Konzerte und erklärte Waters zur unerwünschten Person.
K. Petersen--BTZ