Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren gegen Macrons Reformen
In Frankreich haben mehr als 100.000 Menschen gegen die Reformen von Präsident Emmanuel Macron protestiert. Im Bahnverkehr kam es am Donnerstag durch einen Ausstand der Lokführer zu massiven Störungen. Im öffentlichen Dienst hatten die Gewerkschaften zum Generalstreik aufgerufen, unter anderem legten die Fluglotsen die Arbeit nieder. Schulen, Krankenhäuser und die Müllabfuhr waren ebenfalls betroffen.
Landesweit beteiligten sich nach einer Zählung auf Grundlage von Polizeiangaben mehr als 100.000 Menschen an Protestmärschen. Die Gewerkschaft CGT sprach dagegen von 400.000 Teilnehmern landesweit, darunter 40.000 in Paris. Die Proteste richten sich unter anderem gegen die von Macron angekündigte Reform der Staatsbahn SNCF, deren Beschäftigte ihren beamtenähnlichen Status verlieren sollen. Der öffentliche Dienst demonstriert gegen die geplante Streichung von 120.000 Stellen.
Wegen des Lokführer-Streiks fuhren nach Angaben der staatlichen Bahngesellschaft SNCF nur vier von zehn Hochgeschwindigkeitszügen (TGV) und nur einer von vier Intercity-Zügen, auch der Regionalverkehr war massiv gestört. Wegen des Lotsenstreiks kam es auch im Flugverkehr zu Ausfällen.
Mit dem Datum 22. März erinnerten die Gewerkschaften an den Beginn der Studentenproteste vor 50 Jahren. Im Jahr 1968 mündeten sie in einem Streik, der das Land lahmlegte und führten zu Straßenschlachten zwischen Polizisten und Demonstranten. Am Rande der Pariser Kundgebung kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und teils vermummten Demonstranten. Aus der Menge flogen Rauchbomben und Wurfgeschosse, die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, wie Medienvertreterr beobachteten. Einige Teilnehmer zerstörten Fensterscheiben von Banken
Der Vorsitzende der Gewerkschaft CFDT, Laurent Berger, nannte die Proteste "einen Warnschuss für die Regierung". Er verlangte in einem TV-Interview Verhandlungen über die Bahnreform. Macron will diese mittels Verordnungen am Parlament vorbei durchsetzen. So war er bereits bei der umstrittenen Reform des Arbeitsrechts im Herbst vorgegangen, gegen die hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen waren.
Für Freitag ist zudem ein Streik der Piloten und des weiteren Bordpersonals bei Air France angekündigt. Sie fordern sechs Prozent mehr Geld. Die Gesellschaft will ihre Flüge nach eigenen Angaben jedoch "zu 75 Prozent" aufrecht erhalten. Die Bahngewerkschaften haben schon eine Fortsetzung der Proteste angekündigt: Zwischen Anfang April und Ende Juni wollen sie jeweils an "zwei von fünf Tagen" zum Streik aufrufen.
(C. Fournier--BTZ)