VZBV fordert nach Pleite von Finanzdienstleister schärfere Regulierung
Angesichts der Insolvenz des Finanzdienstleisters P&R hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) eine schärfere Regulierung gefordert. Seit Jahren weise der Verband darauf hin, "dass Produkte des grauen Kapitalmarkts ohne transparente Preisbildung zum Beispiel an einer Börse nicht an Privatanleger verkauft werden sollten", sagte vzbv-Chef Klaus Müller dem "Handelsblatt" vom Dienstag. Der Zeitung zufolge müssen durch die Insolvenz des in Grünwald bei München ansässigen Unternehmens rund 50.000 Anleger um ihr Geld bangen.
P&R, Anbieter für Direktinvestitionen in Seecontainer, war einer der größten Anbieter auf dem grauen Kapitalmarkt. Mit dem Begriff werden unregulierte Bereiche der Kapitalmärkte bezeichnet.
Für Verbraucher seien Produkte auf diesem Markt ohne transparente Preisbildung "zu komplex und bergen zu hohe Risiken", sagte vzbv-Vorstand Müller dem "Handelsblatt". Ein aktiver Vertrieb solle deshalb verboten werden, forderte er.
P&R bot Privatanlegern neue und gebrauchte Frachtcontainer an, die diese kaufen und dann für eine gewisse Anlagezeit an P&R vermieten konnten. Zudem wurde ihnen in Aussicht gestellt, dass P&R die Container am Ende der Vertragslaufzeit wieder zurückkaufen würde.
Am vergangenen Donnerstag stellte P&R beim Amtsgericht München Insolvenzantrag. Am Montag wurde Michael Jaffé aus München als vorläufiger Insolvenzverwalter für die P&R Container Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH sowie die P&R Gebrauchtcontainer Vertriebs- und Verwaltungs-GmbH eingesetzt. Für die P&R Container Leasing GmbH ernannte das Gericht Philip Heinke zum vorläufigen Insolvenzverwalter, ebenfalls aus der Kanzlei Jaffé. Es handelt sich um ein reguläres Insolvenzverfahren. Nicht betroffen ist die P&R Transport-Container GmbH.
P&R drohe "zum größten deutschen Anlageskandal der jüngeren Vergangenheit zu werden", warnte der Finanzexperte der Grünen im Bundestag, Gerhard Schick, am Montag. Der Fall zeige, dass die derzeitige Gesetzeslage Anleger in Deutschland weiterhin nur ungenügend vor nicht tragfähigen Geschäftsmodellen schütze.
"Nur aufgrund hoher Provisionen für die Vermittler wurden im Fall P&R massenhaft schlechte Produkte vertrieben, auf denen nun die Anleger sitzen bleiben", kritisierte Schick. Selbst die eigentlich konservativen Sparkassen und Volksbanken hätten dabei mitverdient.
Da im grauen Kapitalmarkt trotz milliardenschwerer Anlagesummen kein Tragfähigkeitsgutachten eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers erforderlich gewesen sei, habe sich die Aufsicht nur auf Vollständigkeit, Verständlichkeit und Widerspruchsfreiheit des Prospekts konzentrieren können, kritisierte Schick. Diese "eklatante Lücke" müsse die große Koalition schließen. (R.Shoykhet--BTZ)