Deutsche Bank zahlt trotz Verlusts wieder Boni in Milliardenhöhe
Trotz des dritten Verlustjahrs in Folge zahlt die Deutsche Bank wieder hohe Boni aus. Mehr als 700 Mitarbeiter bekamen für das vergangene Jahr ein Gesamtgehalt von jeweils mehr als einer Million Euro, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht - an Boni zahlte das Institut insgesamt fast 2,3 Milliarden Euro aus. 2016 hatte die Bank wegen der tiefroten Zahlen nur sehr begrenzt Boni gewährt.
Die Deutsche Bank war 2015 wegen milliardenschwerer Strafzahlungen und Rücklagen für juristische Auseinandersetzungen wie über den Verkauf fauler Hypothekenpapiere in die roten Zahlen gerauscht. Der Verlust von 6,8 Milliarden Euro war das größte Minus in der Geschichte der Deutschen Bank. 2016 verringerte sie das Minus auf rund 1,4 Milliarden Euro.
2017 steht nun ein Nettoverlust von 751 Millionen Euro unter dem Strich, fast 240 Millionen Euro mehr als noch im Februar bekanntgegeben. Grund für die Berichtigung nach unten seien bislang nicht bekannte Steuerlasten in Großbritannien gewesen, teilte die Deutsche Bank am Freitag mit. Zudem seien "geringfügige Anpassungen bei Vergütungsaufwendungen und Pensionsverbindlichkeiten" erfasst worden.
Die schlechten Zahlen waren der Grund, warum die Deutsche Bank ihren Investmentbankern für 2016 Boni nur in sehr geringem Umfang auszahlte - insgesamt waren es 546 Millionen Euro. Für 2017 bekommen die Top-Verdiener wieder 2,275 Milliarden Euro Boni überwiesen. Das ist fast soviel wie die 2,4 Milliarden Euro für 2015.
Im Geschäftsbericht heißt es, 705 Mitarbeiter hätten für 2017 eine Gesamtvergütung von einer Million Euro bekommen - nach nur 316 Mitarbeitern im Jahr 2016. Dabei sind die Unterschiede sehr groß: Drei der 705 Angestellten bekamen demnach insgesamt mehr als sieben Millionen Euro, vier von ihnen mehr als sechs Millionen Euro, weitere vier mehr als fünf Millionen Euro für 2017.
Vorstandschef John Cryan gehört nicht dazu: Seine Gesamtvergütung beträgt laut Deutsche Bank 3,4 Millionen Euro für 2017, das sind 400.000 Euro weniger als 2016. Er verzichtete wie die anderen elf Mitglieder des Vorstands auf Bonuszahlungen.
Die zwölf Manager erhielten den Angaben zufolge insgesamt 29,2 Millionen Euro Vergütung. Insgesamt zahlte die Deutsche Bank ihren rund 97.500 Mitarbeitern weltweit 10,3 Milliarden Euro.
Vorstandschef Cryan zeigte sich optimistisch: Für das laufende Jahr erwartet er wieder einen Nettogewinn, erklärte er am Freitag. "Wir haben inzwischen die Grundlage dafür geschaffen, das Potenzial unserer Bank wieder auszuschöpfen."
Linken-Parteichef Bernd Riexinger kritisierte es als "nicht nachvollziehbar", dass die Deutsche Bank Milliarden-Boni auszahle, obwohl sie seit drei Jahren Verluste macht. "Sich trotz roten Zahlen die Taschen voll machen - wer wird da eigentlich wofür belohnt?"
Die Deutsche Bank sei "mit diesem Verhalten" nicht allein, erklärte Riexinger: Sie reihe sich nahtlos in Entscheidungen einer Wirtschaftselite ein, "die sich nicht um Beschäftigte, Verbraucher, Umwelt und Gesundheit kümmert, sondern sich ohne Rücksicht auf Verluste immer hemmungsloser die Taschen vollmacht".
Der Linken-Chef verwies auf den Volkswagen-Konzern, der trotz Dieselbetrugs seinen Gewinn verdoppelte, "den betrogenen Autobesitzern in Deutschland aber kaum einen Euro gönnt". Und Siemens schließe trotz Milliardengewinnen zwei Werke in Ostdeutschland.
(N. Nilsson--BTZ)