Deutschland: Beschäftigte im Handwerk liegen beim Verdienst massiv zurück
Rund 1000 Euro brutto im Monat - so groß ist einer Studie zufolge der Verdienstabstand zwischen Vollzeitbeschäftigten im Handwerk und denen anderer Branchen. Durchschnittlich verdienen Handwerksbeschäftigte pro Stunde 3,50 Euro weniger, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mitteilte. Grund dafür sind demnach zum einen die im Handwerk im Vergleich niedrigeren Bildungsabschlüsse der Beschäftigten - aber auch die fehlende Tarifbindung vieler Betriebe.
Laut der Studie zahlten Handwerksbetriebe im Jahr 2016 im Schnitt einen Bruttostundenlohn von 14,25 Euro, andere Betriebe hingegen 17,74 Euro. Noch wesentlich größer war die Lohnlücke dabei im oberen Segment: Während bei Geringverdienern die Unterschiede beim Stundenlohn weniger als zehn Cent betrugen, summierte sich der Abstand im obersten Zehntel der Lohnverteilung auf mehr als zehn Euro. Dort kamen Beschäftigte im Handwerk auf 29,55 Euro - in anderen Branchen dagegen auf 43,05 Euro.
"Die Arbeitgeber klagen über Fachkräftemangel im Handwerk", erklärte Stefan Lücking von der Hans-Böckler-Stiftung. "Die Studie zeigt aber, dass insbesondere die Fachkräfte im Vergleich zu anderen Branchen wenig verdienen." Grund dafür sei auch die niedrige Tarifbindung im Handwerk. "Eine stärkere Tarifbindung wäre das beste Rezept, um das Handwerk für Fachkräfte attraktiv zu machen", erklärte Lücking.
Den Studienautoren zufolge lässt sich die Differenz beim Verdienst etwa zur Hälfte auf das Qualifikationsniveau im Handwerk zurückführen: So haben bei Handwerkern zwölf Prozent Abitur, bei Beschäftigten in anderen Wirtschaftsbereichen sind es dagegen 33 Prozent. Ein "weiterer wichtiger Faktor" sei allerdings die Tarifbindung, schreiben die Autoren. Rund 70 Prozent der Arbeitnehmer im Handwerk sind demnach bei Betrieben ohne Tarifbindung angestellt - 20 Prozentpunkte mehr als in anderen Wirtschaftsbereichen.
(A. Williams--BTZ)