US-Notenbank hebt Inflationsprognose auf 3,4 Prozent an
Die US-Notenbank hat ihre Inflationsprognose für dieses Jahr auf 3,4 Prozent angehoben, ist zugleich aber Ängsten vor einer unkontrollierten Preisspirale entgegengetreten. Der deutliche Anstieg der Verbraucherpreise gehe auf "vorübergehende" Faktoren zurück, erklärte die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch zum Abschluss eines zweitägigen Treffens ihres Offenmarktausschusses. 2022 dürfte die Inflation demnach wieder auf 2,1 Prozent sinken. In dem Fed-Führungsgremium rechnet eine Mehrheit der Mitglieder für 2023 mit Anhebungen der Leitzinsen.
Angesichts der verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie hatte die Fed die Leitzinsen im März 2020 auf zwischen 0,0 und 0,25 Prozent abgesenkt. Sie pumpt durch Anleihenkäufe zudem monatlich 120 Milliarden Dollar in die Märkte, um die Wirtschaft zu stützen.
Allerdings wächst angesichts der lockeren Geldpolitik und der wirtschaftlichen Erholung des Landes die Angst vor einer hohen Inflation. Im Mai betrug die Preissteigerung fünf Prozent, der höchste Wert seit 13 Jahren.
Fed-Chef Jerome Powell sagte dazu am Mittwoch, es handle sich um ein vorübergehendes Phänomen. Die erhöhte Inflation sei Folge eines "perfekten Sturms von starker Nachfrage und begrenztem Angebot" bei Gütern wie Gebrauchtwagen. Diese Entwicklung dürfte enden und sich im Verlauf der Zeit sogar "umkehren".
Beobachter fürchten, dass die Inflation außer Kontrolle geraten könnte. Das würde die Fed dann wiederum dazu zwingen, die Leitzinsen drastisch anzuheben - mit negativen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Die Zentralbank hob ihre Inflationsprognose für 2021 am Mittwoch von zuletzt 2,4 Prozent auf 3,4 Prozent an.
Powell beteuerte aber, die Notenbank verfolge die Preisentwicklung und werde eingreifen, wenn die Inflation dauerhaft deutlich über dem Ziel von rund zwei Prozent liege. Im Offenmarktausschuss der Fed gehen elf der 18 Mitglieder davon aus, dass die Leitzinsen im Jahr 2023 mindestens zwei Mal angehoben werden dürften. Sieben Mitglieder erwarten eine Zinsanhebung bereits im kommenden Jahr.
Powell stellte klar, eine Abkehr von der äußerst lockeren Geldpolitik werde zunächst über eine Einschränkung der Anleihenkäufe erfolgen, nicht über die Leitzinsen.
Die Fed will allerdings auch nicht zu früh eingreifen, denn von einer vollständigen wirtschaftlichen Erholung sind die USA noch weit entfernt. So war die Arbeitslosenquote zwar zuletzt im Mai auf 5,8 Prozent zurückgegangen. Sie liegt damit aber noch deutlich über dem Wert von 3,5 Prozent vor der Pandemie. Im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit fehlen in den USA immer noch rund 7,6 Millionen Jobs.
"Die Erholung ist unvollständig", sagte Powell am Mittwoch. Die Fed hob zugleich ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr von zuletzt 6,5 Prozent auf 7,0 Prozent an.
(D. Meier--BTZ)