Essen: Eon und RWE gehen mit Milliardengewinnen in Tauschgeschäft
Die beiden Energiekonzerne Eon und RWE gehen optimistisch und gestärkt von Milliardengewinnen in ihr geplantes Tauschgeschäft. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Dienstag in Essen äußerten beide zudem die Hoffnung, dass kein Mitarbeiter unfreiwillig gehen muss. "Wir sind optimistisch, dass wir ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen", sagte Eon-Chef Johannes Teyssen.
Beide Essener Konzerne sehen sich angesichts guter Jahreszahlen in einer "starken Position" bei ihrer angestrebten Neuausrichtung. Eon machte vergangenes Jahr 1,4 Milliarden Euro Gewinn, fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr, wie Finanzvorstand Marc Spieker erklärte. RWE wiederum verbuchte nach einem Milliardenverlust 2016 einen Gewinn von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2017, wie Finanzchef Markus Krebber betonte. Die Vorstände und Aufsichtsräte der beiden Konzerne haben beschlossen, die RWE-Tochter Innogy unter sich aufzuteilen. RWE soll das Geschäft mit den Erneuerbaren Energien bekommen, Eon die Netze und den Vertrieb. Zusätzlich will Eon seine Energieproduktion an RWE abgeben. Im Gegenzug überweist RWE 1,5 Milliarden Euro an Eon.
Teil des Deals ist außerdem, dass RWE knapp 17 Prozent der Anteile von Eon erhält. RWE darf seinen Anteil nicht ausbauen und nicht an Wettbewerber verkaufen. Wie lange diese Vereinbarung gilt, wollten die Vorstandschefs nicht sagen. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz zeigte sich aber sicher, dass sich die Beteiligung lohnen wird: "Bei der Kurssteigerung leuchten mir jetzt schon Dollarzeichen in den Augen."
Eons Mitarbeiterzahl soll Unternehmensangaben zufolge nach Abschluss der Innogy-Übernahme von knapp 43.000 auf 70.000 ansteigen - allerdings will der Konzern dann wieder 5000 Arbeitsplätze abbauen. RWE-Chef Schmitz versicherte, dass es durch die Neustrukturierung bei RWE selbst keinen Personalabbau geben werde.
Unklar ist, was mit der teuer aufgebauten Marke Innogy passieren soll. "Wir sind immer noch Konkurrenten, deshalb konnten wir mit Innogy nicht über den Deal reden", sagte Eon-Chef Teyssen dazu. Alle drei Konzerne sollen bis zum Abschluss des Tauschgeschäfts eigenständig weitermachen.
Für das Zustandekommen der Neuordnung stehen allerdings noch Genehmigungen der Finanzaufsicht Bafin sowie nationaler und europäischer Kartellbehörden aus. RWE-Finanzvorstand Krebber rechnet aber damit, dass die Transaktionen bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein können.
Eon würde damit zu einem Netzbetreiber und Stromversorger, der laut Finanzvorstand Marc Spieker 80 Prozent seiner Erträge im stark staatlich regulierten und hoch profitablen Netzbereich verdienen will. Zuvor verdiente der Konzern 65 Prozent seiner operativen Erträge in diesem Bereich. Die Zahl der Kunden soll europaweit von 31 Millionen auf 50 Millionen steigen. Eon-Chef Teyssen betonte aber, dass die Kunden weiter die Wahl zwischen vielen verschiedenen Energieversorgern haben werden.
RWE wird durch die Transaktionen in mehreren Schritten zu einem Stromproduzenten, der 90 Prozent seines operativen Ertrags mit Kraftwerken verdient. Heute sind es laut RWE-Finanzvorstand Markus Krebber 60 Prozent.
Der Löwenanteil der Kraftwerkskapazität wird auch nach dem Einverleiben der Erneuerbaren von Innogy und Eon konventionell sein. Die Kapazität wird laut RWE 46 Gigawatt betragen - darunter ist viel Braunkohle und Atomenergie, aber auch 40 Prozent umweltfreundlichere Gaskraftwerke. Die Erneuerbaren sollen eine Kapazität von acht Gigawatt haben.
(K. Berger--BTZ)