Monopolexperten erwarten keine großen Wettbewerbsprobleme durch RWE-Eon-Deal
Wettbewerbsexperten sehen angesichts der geplanten Neuordnung auf dem deutschen Energiemarkt keine Gefahr einer Monopolbildung. "Die Konzentration von Eon auf Netze und Vertrieb ist aus Wettbewerbssicht unkritisch zu sehen", sagte der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) in einem Interview. "Im Stromvertrieb sind Markteintrittsbarrieren gering, so dass hier wenig wettbewerbliche Bedenken vorliegen." Und die Sromnetze seien in Deutschland so reguliert, dass die Unternehmen nicht über den Preis konkurrieren.
Kritischer sieht Wambach hingegen einen Machtzuwachs von RWE bei der Stromerzeugung: "Als Anbieter von Versorgungssicherheit durch konventionelle Energie sowie von Erneuerbaren Energien wird RWE allerdings in zwei Märkten an Gewicht gewinnen, deren Relevanz in der Zukunft deutlich zunehmen wird." Es wäre "bedauerlich", wenn sich der große Spieler Eon hier zurückziehen würde.
Sein Vorgänger Daniel Zimmer schließt sich dieser Auffassung an. Wichtig sei, dass genügend Anbieter auf den jeweiligen Märkten aktiv sind - und das sei gegeben, sagte er nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) in einem Interview. Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung.
RWE und Eon hatten am Wochenende überraschend bekanntgegeben, dass sie den Energiemarkt in Deutschland neu aufteilen wollen: Eon mit Innogy wäre zuständig für Netze und die Versorgung der Kunden mit Strom und Gas, RWE würde Kraftwerke betreiben und Strom erzeugen. Diesem Plan müssen die Kartellbehörden allerdings noch zustimmen.
Die Bundesregierung begrüßte die Pläne. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: "Ich habe Vertrauen in unsere Energieunternehmen, dass sie auf jeden Fall die beste Variante suchen, wie sie die Energiewende und die nachhaltige Energieversorgung schaffen können".
Die scheidende Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) erklärte, es sei "gut, wenn es in Deutschland wettbewerbsfähige und international orientierte Energieversorger" gebe. Die jetzigen Pläne könnten "dazu ein Beitrag sein", erklärte Zypries. Eine Konzentration auf bestimmte Geschäftsfelder könne "notwendige Investitionen bei Erzeugung und Verteilnetzen befördern". Ihr designierter Nachfolger Peter Altmaier (CDU) mahnte, dass sich die Politik nicht in einzelne Entscheidungen von Unternehmen einmischen dürfe.
Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, forderte: "Das Bundeskartellamt muss jetzt genau prüfen, welchen Einfluss die Fusion auf private Verbraucher hat." Die Strompreise für Verbraucher dürften nicht noch weiter ansteigen, sagte Müller. Diese seien "ohnehin zu hoch". Der Vorsitzende des Bunds der Energieverbraucher, Aribert Peters, forderte das Bundeskartellamt auf, eine Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch Eon zu untersagen: "Wir befürchten, dass das auch zu höheren Strompreisen für Verbraucher führt."
(H. Müller--BTZ)