Union und SPD halten Grünen-Antrag zu Pestiziden für teils überflüssig
Union und SPD haben einen Antrag der Grünen zur Reduzierung von Pestiziden als teilweise überflüssig kritisiert. "Vieles im Antrag der Grünen ist richtig und wichtig, und genau deshalb haben wir diese Punkte auch in den Koalitionsverhandlungen bereits festgeschrieben", sagte etwa die SPD-Landwirtschaftspolitikerin Rita Hagl-Kehl bei der Bundestagsdebatte am Donnerstag.
Die Grünen-Fraktion fordert in ihrem Antrag, den Einsatz von Pestiziden binnen vier Jahren um 40 Prozent zu reduzieren. Der Einsatz "besonders problematischer Stoffe wie der Totalherbizide Glyphosat und Glufosinat und der bienengefährdenden Neonicotinoide" solle beendet werden, heißt es in dem Antrag weiter.
Aber gerade bei Glyphosat habe man sich bereits auf den schnellstmöglichen Ausstieg geeinigt, sagte Hagl-Kehl dazu. Auch Hermann Färber (CDU) wies darauf hin, dass sich Union und SPD etwa auf die Erstellung einer Ackerbaustrategie verständigt hätten. Er nannte den Antrag der Grünen "unsachlich" und "völlig überflüssig".
Grünen-Agrarexperte Harald Ebner forderte die Bundesregierung auf, die Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen. "Dass wir von hohen Pestizid-Mengen runterkommen müssen, erkennen inzwischen immer mehr Menschen", sagte er. Die große Koalition habe in den vergangenen Jahren allerdings dahingehend "nichts hinbekommen".
In ihrem Antrag fordert seine Fraktion auch, den Anteil von Flächen ohne Einsatz von Pflanzenschutzmittel deutlich zu erhöhen. Der Einsatz soll auch verboten werden, wenn Felder blühen oder vor der Ernte stehen. Die Grünen fordern die Regierung auf, finanzielle Anreize zur Reduktion von Pestiziden wie etwa eine Abgabe zu erarbeiten. Außerdem fordern sie, bessere Daten über den bundesweiten Einsatz von Pestiziden zu sammeln.
Die Grünen kritisieren in ihrem Antrag, dass über 100.000 Tonnen Pestizide jährlich in Deutschland verkauft würden. Auf deutschen Äckern würden 50 Prozent mehr Pestizide als 1995 eingesetzt, seit 1970 habe sich die Giftmenge sogar mehr als verdoppelt - dabei würden die Mittel aber immer stärker. Der Industrieverband Agrar argumentiert dagegen, dass der Markt für Pflanzenschutzmittel rückläufig sei.
Die Grünen zitieren Studien, nach denen "bereits bis zu 80 Prozent der Insektenbiomasse und eine Vielzahl von Arten in den letzten 27 Jahren verloren" gegangen seien. Dieses Insektensterben sei auch auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen. Für Glyphosat, aber auch für andere Stoffe gebe es außerdem deutliche Hinweise darauf, dass sie auch das Bodenleben schädigen – "und damit langfristig sogar die Grundlage für den Anbau unserer Lebensmittel entziehen".
Die Grünen fordern deshalb unter anderem Investitionen in die Forschung zu nicht-chemischen Pflanzenschutzmethoden und resistentem Saatgut, sowie mehr unabhängige Beratung der Landwirte. Ein Netzwerk von Demonstrationsbetrieben soll die Bemühungen flankieren.
(T. Jones--BTZ)