EU-Kommisson verhängt 546 Millionen Euro Strafe in drei Kartellverfahren
Die EU-Kommission hat in drei Kartellrechtsverfahren Geldbußen von insgesamt 546 Millionen Euro gegen Kfz-Seetransportunternehmen und Automobilzulieferer verhängt. Durch Absprachen und Preiserhöhungen hätten insgesamt zehn Unternehmen den Verbrauchern und der europäischen Automobilindustrie geschadet, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel. Unter den verurteilten Unternehmen sind auch Bosch und Continental aus Deutschland.
Die drei Kartellverfahren der Kommission betreffen die Bereiche Kfz-Seetransport sowie Zulieferungen von Bremssystemen und Zündkerzen an Automobilhersteller. Insgesamt sieben Unternehmen müssen zahlen. In drei Fällen wurde von einer Geldbuße abgesehen, weil die Unternehmen die Kommission über die Existenz der Kartelle informiert hatten.
Das Stuttgarter Unternehmen Bosch war der Kommission zufolge gleich an drei Kartellen beteiligt. Zwei davon im Bereich Bremssysteme: bei Lieferungen an die Autohersteller Daimler und BMW zwischen 2007 und 2011 und bei Lieferungen an VW in den Jahren 2010 und 2011. Ein dritter Fall von unerlaubten Absprachen unter Beteiligung von Bosch betrifft die Lieferungen von Zündkerzen an verschiedene europäische Autohersteller zwischen 2000 und 2011.
Die Kommission belegte Bosch mit einer Strafzahlung von insgesamt 77 Millionen Euro. An den Kartellen bei Bremssystemen war der Behörde zufolge auch das Hannoveraner Unternehmen Continental beteiligt und soll dafür 44 Millionen Euro Strafe zahlen.
Die höchsten Geldbußen, insgesamt 395 Millionen Euro, verhängte die EU-Kommission gegen eine norwegisch-schwedische, eine chilenische und drei japanische Seetransportfirmen. Die Ermittelungen hätten ergeben, dass Vertriebsleiter der Unternehmen zwischen 2006 und 2012 in ständigem Kontakt miteinander waren und so Wettbewerb verhindert hätten, teilte die Kommission mit.
Das japanische Unternehmen MOL habe die Behörde auf das Kartell aufmerksam gemacht und entgeht deshalb einer Strafe. Teuer bezahlen müssen hingegen das ebenfalls japanische Unternehmen NYK (142 Millionen Euro) und die skandinavische Firma WWL-EUKOR (207 Millionen Euro).
"Die betrügerischen Absprachen fanden auf Kosten der Automobilhersteller statt", sagte die dänische Kommissarin Vestager. Im Endeffekt seien von den dadurch resultierenden höheren Preisen jedoch insbesondere die Verbraucher betroffen. Personen und Unternehmen, die von dem wettbewerbswidrigen Verhalten betroffen sind, könnten nun vor den nationalen Gerichten der Mitgliedstaaten auf Schadensersatz klagen.
Die angesetzten Geldbußen resultieren aus einem Vergleichsverfahren, bei dem alle Unternehmen mit den Ermittlern kooperiert und ihre Beteiligung an den Kartellen eingeräumt hatten.
(P. Rasmussen--BTZ)