Personaler achten bei Bewerbern auf Noten, PC-Kenntnisse und Praktika
Noten, EDV-Kenntnisse und Praktikumserfahrung sind für Personalleiter die wichtigsten Merkmale bei der Entscheidung, ob sie einen Bewerber zum Gespräch einladen oder nicht. Allerdings unterscheidet sich die Gewichtung dieser Merkmale je nach Profil der Bewerber und der Personaler, wie Forscher des ifo-Instituts in einer am Dienstag veröffentlichten Studie herausfanden. Bei Realschülern stehen Mathenote und Computerfähigkeiten ganz oben, bei Hochschulabsolventen eher Praktika.
Für die Studie legte das Wirtschaftsforschungsinstitut knapp 580 Personalleitern deutscher Unternehmen je zwei erfundene Lebensläufe vor, um zu sehen, wie sie entscheiden, wer zum Bewerbungsgespräch eingeladen wird, und wer nicht. Anschließend befragten die Forscher die Personaler nach den für sie wichtigsten Merkmalen von Bewerbern. Die Ergebnisse aus der Befragung und dem Experiment passten laut Studie zueinander.
Demnach halten 80 Prozent der Personaler bei Lehrstellenbewerbern mit Realschulabschluss die Mathe- und Deutschnote für wichtig. Von der allgemeinen Abschlussnote sagen dies 67 Prozent. Mit 86 Prozent waren Computerkenntnisse über Microsoft Office hinaus wie etwa Programmierkenntnisse für Internetseiten ebenfalls sehr positiv gesehen. Im Experiment sehr stark belohnt wurde soziales Ehrenamt. Es verbesserte die Chance auf eine Einladung so viel wie eine um zwei Notenstufen bessere Abschlussnote.
Doch es machte auch Unterschiede, ob sich ein Mann oder eine Frau bewarb: Bei Frauen waren EDV-Kenntnisse wichtiger als bei Männern. Männer, die innerhalb ihres Schuljahrgangs früher geboren waren, hatten einen Vorteil gegenüber jüngeren Männern.
Bei Hochschulabsolventen, die sich auf eine Festanstellung bewarben, wurden Abschlussnote, EDV-Kenntnisse, Sprachen und Praktika von mehr als 80 Prozent der Personaler als wichtig erachtet. Dabei wurden von den Personalern Soziales Engagement, Computerfähigkeiten und Englisch aber offenbar als normal vorausgesetzt. Eine zweite Fremdsprache wie Spanisch oder Französisch zahlte sich im Experiment nur bei Bewerberinnen aus. Ein Praktikum über fünf Monate zahlte sich bei beiden Geschlechtern aus.
Im Gegensatz zur Hochschulnote legten nur 47 Prozent der Befragten Wert auf die Abinote. Wichtiger war da schon ein Mannschaftssport, der nach der Interpretation der Studienautoren im Gegensatz zu allgemeinem sozialen Engagement mehr über "echte" soziale Fähigkeiten aussagt.
Schließlich kam es neben den Lebensläufen der Bewerber auch darauf an, wer diese beurteilte. Ältere Personalleiter und Geschäftsführer legten bei Lehrstellenbewerbern weniger Gewicht auf die Note und mehr auf IT-Kenntnisse, soziale Fähigkeiten und ein längeres Praktikum. Bei Hochschulabsolventen wurde in größeren Firmen mehr Wert auf die Abschlussnote gelegt, was laut Autoren an einem eher standardisierten Bewerbungsprozess liegen könnte.
(S. Sokolow--BTZ)