Frankreich - Toulouse: Flugzeugbauer Airbus verdreifacht seien Nettogewinn
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat seinen Nettogewinn nahezu verdreifacht: Im vergangenen Jahr stieg er auf 2,87 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag am Stammsitz in Toulouse in Südwestfrankreich mitteilte. Vor allem die Rekord-Lieferungen beim Mittelstreckenflugzeug Airbus A320 hätten sich positiv ausgewirkt, erklärte Konzernchef Tom Enders. Eine Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro musste das Unternehmen für den Militär-Transporter A400M bilden.
"Dank unserer sehr guten operativen Ergebnisse - insbesondere im letzten Quartal - haben wir all unsere Ziele für 2017 übertroffen", betonte Enders. Airbus habe eine "Rekordzahl von Flugzeugen" der spritsparenden Reihe A320neo ausgeliefert - und das trotz anhaltender Schwierigkeiten bei den Triebwerken.
Erst am Wochenende hatte der Konzern neue Komplikationen bei den Motoren des A320neo eingeräumt. Die europäische Luftsicherheitsbehörde EASA berichtete von mehreren Fällen, in denen "Triebwerke während des Fluges plötzlich zum Stillstand gekommen" oder in denen Starts abgebrochen worden seien.
Auch der Militärtransporter A400M bleibt Sorgenkind des Konzerns. Er ist vor allem wegen Mehrkosten, technischer Pannen und Lieferverspätungen bekannt. Airbus setzt nun aber auf eine verbindliche Vereinbarung der sieben Partnerländer, darunter die Nato-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die Türkei. Sie soll "das wirtschaftliche Risiko für Airbus begrenzen", wie der Konzern erklärte.
Der Umsatz von Airbus blieb stabil bei 66,8 Milliarden Euro. Seinen Anteilseignern will der Konzern für 2017 eine Dividende von 1,50 Euro pro Aktie zahlen. An der Pariser Börse wurden die Geschäftszahlen mit viel Wohlwollen aufgenommen: Der Airbus-Kurs legte zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent zu.
In der Bilanz für 2017 sind auch 117 Millionen Euro Kosten für juristische Auseinandersetzungen veranschlagt. Dazu zählt ein Bußgeld von gut 81 Millionen Euro, das die Münchner Staatsanwaltschaft wegen einer fahrlässigen Verletzung der Aufsichtspflichten bei Eurofighter-Verkäufen an Österreich gegen den Konzern verhängt hat.
Im Gegenzug wurden in der vergangenen Woche die jahrelangen Korruptionsermittlungen gegen den Flugzeugbauer eingestellt. Die deutschen Ermittler fanden nach eigenen Angaben keine Nachweise für die Zahlung von Bestechungsgeldern. In Großbritannien und Frankreich laufen die Ermittlungen gegen Airbus dagegen weiter.
Der Konzern bereitet sich derzeit auf einen Führungswechsel vor: Airbus sucht einen Nachfolger für den Deutschen Enders, der mit Auslaufen seines Vertrags im April 2019 abtritt. Der 59-Jährige, der der seit seiner Bundeswehrzeit den Spitznamen "Major Tom" trägt, steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns. Er war als Zeuge in der Schmiergeldaffäre vernommen worden. Die Nummer zwei, Geschäftsführer Fabrice Brégier, geht bereits jetzt. Er wird durch den Chef der Helikoptersparte, Guillaume Faury, ersetzt. Auch der legendäre Verkaufsdirektor John Leahy tritt ab, ihm folgt der bisherige Rolls-Royce-Manager Eric Schulz nach.
Leahy hinterlässt die Auftragsbücher von Airbus gut gefüllt: Die Bestellungen stiegen im vergangenen Jahr auf einen Umfang von 158 Milliarden Euro, nach 134 Milliarden 2016. Im laufenden Jahr will der Konzern rund 800 Passagierflugzeuge ausliefern.
Die Entwicklungen bei Airbus werden in Berlin, Paris und Madrid mit Argusaugen beobachtet: Deutschland und Frankreich halten jeweils gut elf Prozent der Anteile, Spanien weitere gut vier Prozent.
(L. Brown--BTZ)