Wirtschaft: Deutschlands Außenhandel knackt neue Rekorde
Deutschlands Außenhandel ist weiter auf Rekordkurs: Die Exporte legten 2017 kräftig zu und erreichten mit knapp 1,3 Billionen Euro einen neuen Höchstwert. Noch deutlicher war der Zuwachs bei den Importen, die erstmals die Marke von einer Billion Euro überschritten, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Der Exportüberschuss, für den Deutschland in der Vergangenheit international wiederholt kritisiert worden war, sank damit leicht - die Linke äußerte dennoch Kritik.
Insgesamt führten deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr nach den vorläufigen Ergebnissen der Statistiker Waren im Wert von 1,2794 Billionen Euro aus. Gegenüber 2016 war das ein deutlicher Anstieg um 6,3 Prozent. Eingeführt wurden Waren im Wert von 1,0346 Billionen Euro - ein Plus von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Made in Germany ist auf dem Weltmarkt gefragt wie nie", kommentierte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Dies sei eine "gute Nachricht für die Beschäftigten hierzulande", erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Schließlich hänge etwa jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland am Export, in der Industrie sogar mehr als jeder zweite.
Auch der Außenhandelsverband BGA begrüßte die Zahlen: Der deutsche Außenhandel habe 2017 "ein bemerkenswertes dynamisches Jahr hingelegt". Die Nachfrage nach deutschen Produkten habe "auf allen Kontinenten" deutlich angezogen, erklärte BGA-Präsident Holger Bingmann. Besonders erfreulich sei der wirtschaftliche Aufschwung in Europa.
Die Länder der Europäischen Union waren auch 2017 der wichtigste Absatzmarkt für die deutschen Unternehmen. Dorthin exportierten sie mit Gütern im Wert von 750 Milliarden Euro 6,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Importe aus EU-Ländern stiegen um 7,9 Prozent auf 682,5 Milliarden Euro. In sogenannte Drittländer außerhalb der EU wurden Waren im Wert von 529,4 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 352,1 Milliarden Euro von dort nach Deutschland eingeführt.
Der deutsche Außenhandelsüberschuss sank damit zum ersten Mal seit acht Jahren: Er lag 2017 bei 244,9 Milliarden Euro - vier Milliarden Euro weniger als 2016, als er mit 248,9 Milliarden Euro seinen bisherigen Höchstwert erreicht hatte.
Der Überschuss in der Handelsbilanz entsteht, wenn mehr Waren ins Ausland verkauft als von dort eingekauft werden. Im Falle von Deutschland illustriert der Überschuss einerseits die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, zieht andererseits aber auch immer wieder Kritik auf sich: Denn Überschüsse eines Landes bei der Leistungsbilanz bedeuten zugleich Defizite anderer Länder in ihrer Bilanz. Die Linke äußerte deshalb trotz des Rückgangs Kritik: "Wir müssen mehr von unseren produzierten Waren selbst konsumieren, statt dauerhaft unter unseren Verhältnissen zu leben", forderte der Linken-Wirtschaftspolitiker Alexander Ulrich. "Dann kommen auch die europäischen Nachbarn auf die Beine." Nötig seien deshalb eine stärkere Binnennachfrage und "kräftige Lohnsteigerungen".
Der BDI erwartete hingegen, dass sich die Diskussion über den deutschen Handelsbilanzüberschuss angesichts des kräftigeren Anstiegs der Importe künftig "entspannen" dürfte. Gefahren blieben hingegen "der Protektionismus, ein ungeordneter Brexit und der Vertrauensverlust in Freihandel und offene Märkte".
(L. Brown--BTZ)