Ifo-Institut: Deutsche Exporteure arbeiten sich nach Corona-Absturz aus dem Keller
Nach den massiven Einbrüchen in der Corona-Krise hat sich die Stimmung unter den deutschen Exporteuren dem Ifo-Institut zufolge deutlich aufgehellt. "Die deutsche Industrie arbeitet sich aus dem Keller", erklärte der Präsident des Münchner Forschungsinstituts, Clemens Fuest, am Donnerstag. In der Automobilbranche etwa setzte sich der Aufwärtstrend aus dem Vormonat fort, die Hersteller erwarteten ein deutliches Exportplus in den nächsten Monaten. Gleiches gelte für die Pharmabranche.
Die Ifo-Exporterwartungen der Industrie stiegen demnach im Juni im Rekordtempo von minus 26,7 auf minus 2,3 Punkte - so stark wie nie zuvor innerhalb eines Monats, erklärte Fuest. In den anderen Sektoren würden zwar noch keine Exportzuwächse erwartet, jedoch habe sich die Stimmung merklich aufgehellt. In der chemischen Industrie gehen die Unternehmen demnach von konstanten Exporten aus.
In der Elektrotechnik und im Maschinenbau werde jedoch weiterhin mit sinkenden Auslandsumsätzen gerechnet. Diese fiele aber weniger stark aus als noch in den Vormonaten.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet mit einer holprigen Erholung in diesem Jahr. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier prognostizierte im Interview mit den Funke-Zeitungen in diesem Jahr einen Rückgang der Exporte um 15 Prozent.
"Die Mehrheit der deutschen Exportfirmen erwartet, dass die wirtschaftliche Erholung mindestens zwei Jahre dauert", betonte Treier. Die Unternehmen verzeichneten Umsatzrückgänge, was zu Liquiditätsproblemen führe. Sie seien daher auf Kredite angewiesen, das Eigenkapital schrumpfe. "Die Vorfinanzierung für einen Aufschwung ist schwerer geworden", sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef.
Aber Treier sieht auch Hoffnungsschimmer: "Die Lieferketten sind glücklicherweise nicht gerissen." Insbesondere China, für die deutschen Firmen das drittwichtigste Exportland, sorge für eine Aufhellung.
(P. Hansen--BTZ)