GroKo - Deutsche Industrie "unzufrieden" mit Koalitionsvertrag
Die Grundsatzeinigung auf einen Koalitionsvertrag bei den Verhandlungen von Union und SPD hat in der Wirtschaft durchwachsene Reaktionen ausgelöst. "In der Gesamtschau ist die deutsche Industrie mit dem Koalitionsvertrag unzufrieden", erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf. Beim Geldausgeben bestehe "eine klare Schieflage in Richtung Umverteilung anstatt in Zukunftssicherung", kritisierte Kempf.
In der Steuerpolitik fehle trotz guter wirtschaftlicher Lage "der Mut zu spürbaren Entlastungen und zu Strukturreformen", erklärte der BDI-Präsident. Deutschland müsse sich dringend dem internationalen Steuerwettbewerb stellen. "Wir vermissen ein klares Bekenntnis zur steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung", fügte der BDI-Präsident hinzu. Die steuerlichen Anreize für die Gebäudesanierung seien "kraftlos und zu wenig substanziell". Auch in der Digitalisierung sei "der große Wurf nicht erkennbar".
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, erklärte, dass er sich im Sinne der deutschen Wirtschaft "mutigere Entscheidungen" gewünscht hätte. Die Wirtschaft freue sich zwar über "einige gute Zukunftsinvestitionen". Ein großer Schwachpunkt sei aber der Verzicht auf Steuerentlastungen - "und das zu einem Zeitpunkt, an dem wichtige Standortkonkurrenten die Steuern senken", kritisierte Schweitzer.
Nach einem rund 24-stündigen Verhandlungsmarathon war Union und SPD bei den Gesprächen am Mittwochmorgen ein Durchbruch gelungen. Zuvor hatte es stundenlang vor allem bei den Streitthemen in der Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik gehakt. Am frühen Nachmittag soll die große Verhandlungsrunde von CDU, CSU und SPD noch einmal zusammenkommen, um über das Ergebnis zu beraten.
(F. Burkhard--BTZ)