EU-Kommission erwartet wegen Corona stärkste Rezession jemals
Die EU-Kommission erwartet wegen der Corona-Krise eine tiefe Rezession. "Es ist nun ganz klar, dass die EU in die tiefste wirtschaftliche Rezession ihrer Geschichte eingetreten ist", sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni am Mittwoch. Die Brüsseler Behörde geht in ihrer Frühjahrsprognose für das Jahr 2020 von einem Einbruch der EU-Wirtschaftsleistung von 7,4 Prozent aus, wobei Deutschland mit einem Minus von 6,5 Prozent weniger hart getroffen würde als etwa Frankreich und Italien.
Den Angaben zufolge leiden zwar alle Mitgliedstaaten unter der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen, das Ausmaß der Krise und die Stärke des anschließenden Aufschwungs werden sich aber voraussichtlich deutlich unterscheiden. Maßgebende Faktoren sind laut Gentiloni die Geschwindigkeit bei der Lockerung von Corona-Maßnahmen, die Bedeutung von Dienstleistungen wie dem Tourismus für die jeweilige Wirtschaft sowie die finanzielle Lage der einzelnen Länder.
Dementsprechend erwartet die Kommission, dass es Italien, Spanien, Griechenland und Kroatien mit einem Einbruch von jeweils über neun Prozent und Frankreich mit minus 8,2 Prozent am stärksten trifft. Am widerstandsfähigsten sind demnach die Volkswirtschaften Luxemburgs und Österreichs mit einem Rückgang von jeweils rund 5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.
"Diese Unterschiede sind eine Bedrohung für den Binnenmarkt und die Währungsunion", warnte Gentiloni. "Dennoch können sie durch entschlossenes, gemeinsames europäisches Handeln abgemildert werden". Auch der "kollektive Aufschwung" werde von "starken und koordinierten Reaktionen auf EU- und nationaler Ebene" abhängen, pflichtete Kommissionsvize Valdis Dombrovskis bei.
Die massiven Hilfsprogramme gegen die Folgen der Krise treiben zudem die Schuldenstände auf neue Rekordhöhen. In der Eurozone werde die Gesamtverschuldung der Staaten 2020 voraussichtlich "einen neuen Höchststand" von 102,7 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen, erklärte die Kommission. In der gesamten EU aus 27 Staaten sind es 95,1 Prozent. Den Angaben zufolge wird kein EU-Land mehr einen Haushaltsüberschuss erwirtschaften.
Mit der schrittweisen Rückkehr zur Normalität erwartet Brüssel für kommendes Jahr Besserung. Ein rascher Ausgleich der diesjährigen Verluste sei aber nicht zu erwarten. "Die große Mehrheit der Mitgliedstaaten wird Ende 2021 voraussichtlich ein niedrigeres Niveau an wirtschaftlicher Aktivität aufweisen als vor Ausbruch dieser Krise", sagte Gentiloni. Sofern die Vorhersage eintritt, würde der durchschnittliche Schuldenstand der Euro-Länder dann auf knapp hundert Prozent der Wirtschaftsleistung fallen.
(O. Karlsson--BTZ)