Schadstoffbelastung der Luft im letzten Jahr zurückgegangen
Die Luftqualität in Deutschland ist besser geworden - in vielen Städten reicht das aber noch lange nicht. Die Zahl der Kommunen mit einer Stickoxid-Belastung über dem gesetzlichen Grenzwert ging vorläufigen Zahlen zufolge 2017 von 90 auf 70 zurück, wie das Umweltbundesamt (UBA) mitteilte. Auch die Feinstaub- und Ozonbelastung sanken, vor allem wetterbedingt. Das UBA und Umweltorganisationen sowie die Kommunen forderten weitere Anstrengungen.
Immer noch liegen viele Städte im Jahresmittel über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft. Am höchsten belastet waren vergangenes Jahr München mit 78, Stuttgart mit 73 und Köln mit 62 Mikrogramm. Von den 15 Städten, die am höchsten belastet waren, waren Freiburg und Oberhausen die einzigen, in denen der NO2-Wert stieg - auf jeweils 49 Mikrogramm. Der Auswertung liegen vorläufige Daten aus den Messstationen der Bundesländer und des UBA zugrunde. Demzufolge sank von den Messstationen, die in der Stadt und besonders verkehrsnah liegen, der Anteil der Stationen mit Grenzwertüberschreitung von mehr als 70 Prozent 2011 auf unter 50 Prozent 2017.
Nach Ansicht des BUND geben diese Zahlen kein vollständiges Bild der Lage: "Würde flächendeckender gemessen, kämen wohl viele weitere Orte mit Überschreitungen hinzu", erklärte Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Tempolimits und Verkehrsbeschränkungen vor Messstationen würden zudem die Statistik schönen.
Viele Einwohner seien weiter zu viel gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid ausgesetzt, kritisierte auch UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Schuld sind vor allem die Diesel-Autos mit hohen Realemissionen, die oftmals erst in den vergangen Jahren zugelassen wurden und in den Städten unterwegs sind". Laut UBA sind sie für fast Dreiviertel der NO2-Emissionen im Stadtverkehr verantwortlich.
Tobias Austrup von der Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte: "Diese Zahlen sind der schriftliche Beweis, dass die Bundesregierung Millionen Städter weiter mit gefährlich schlechter Luft alleine lässt." Die Bundesregierung müsse sich entscheiden, wen sie schützen wolle: "Einkommensschwache Anwohner an Hauptstraßen oder die milliardenschweren deutschen Autokonzerne."
Der Deutsche Städtetag forderte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) in einem Interview von der Bundesregierung einen "Masterplan" zur Reduktion von Schadstoffemissionen. Es müsse mehr geschehen als bislang auf den Dieselgipfeln verabredet wurde, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy. UBA-Präsidentin Krautzberger zufolge reichen Software-Updates für Dieselfahrzeuge sowie Umtauschprämien für alte Dieselautos nicht aus, um die NO2-Werte ausreichend zu senken. "Wir brauchen dringend die Hardware-Nachrüstung der Autos und leichten Nutzfahrzeuge", forderte sie.
Neben der NO2-Belastung wertete das UBA auch Feinstaub und Ozon-Werte aus. Die Feinstaubbelastung blieb laut UBA wetterbedingt unter dem Zeitraum 2005 bis 2016. Wegen des wechselhaften Sommers war auch die Belastung mit giftigem Ozon im Vergleich zu den Vorjahren gering.
(K. Berger--BTZ)