VDA-Präsidentin Müller fordert schnelle Entscheidung über Auto-Kaufprämien
Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, hat vor dem Autogipfel am Dienstag eine schnelle Entscheidung der Politik über mögliche Kaufprämien gefordert. "Es muss zeitnah politisch entschieden werden, damit es eine Klarheit im Markt gibt", sagte Müller der "Welt am Sonntag". "Mir wäre dafür Mai oder Anfang Juni lieber als September oder Oktober."
Es gebe derzeit eine "doppelte Zurückhaltung" potenzieller Autokäufer, beklagte Müller. Diese seien nicht nur wegen der Corona-Krise verunsichert, sondern auch wegen der Ungewissheit, ob sie auf eine staatliche Kaufprämie warten sollten. Müller geht nach eigeer Aussage allerdings nicht davon aus, dass beim Gipfel am Dienstag schon über konkrete Euro-Beträge geredet werde.
Die Lobbyistin betonte, ihr Verband wünsche sich eine "breite Förderung" nicht nur von Elektro- und Hybrid-Autos, sondern auch von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. "Wir könnten uns aber ein Stufenmodell vorstellen, bei dem bestimmte Antriebe noch zusätzliche Prämien bekommen", sagte Müller der "WamS". Konkrete Summen nannte sie dabei nicht.
Einen Verzicht auf den Steuervorteil bei Dieselkraftstoff zur Finanzierung einer Kaufprämie lehnte Müller ab. Sie betonte, "dass sich jeder Euro, den wir in eine Kaufprämie investieren würden, nach wenigen Monaten mehr als rechnen würde". Schließlich seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Branche gewaltig. "Selbst in unserem optimistischen Basisszenario, wenn der Hochlauf im Mai gelingt, ist ein Minus von mindestens 20 Prozent für das Gesamtjahr zu erwarten", sagte Müller.
Von "pauschalen Lösungen wie Konsumgutscheinen" hält die VDA-Chefin nach eigenen Angaben wenig. "Die Industrien sind unterschiedlich stark von der Krise betroffen, manche mehr als die Autobranche, aber manche eben auch weniger", begründete sie ihre Ablehnung dieser Konjunkturhilfe.
Über staatliche Auto-Kaufprämien wegen der Corona-Krise ist ein politischer Streit entbrannt. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans weist die Förderung mit Verweis auf "die satten Gewinne der vergangenen Jahre" in der Autoindustrie zurück. Grünen-Chef Robert Habeck verlangt, allenfalls ökologisch vorbildliche Fahrzeuge staatlich zu fördern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Dienstag Gespräche mit Vertretern der Autobranche führen.
(O. Karlsson--BTZ)