Lufthansa-Chef warnt vor zu großem Staatseinfluss auf sein Unternehmen
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat vor einem zu großen Staatseinfluss auf sein Unternehmen in der Folge möglicher Hilfskredite gewarnt. "Wenn die Bundesrepublik zu große Einflussnahme auf operative Geschäftsaufgaben nehmen wollte, fordert das vielleicht die österreichische Regierung ebenso ein, dann möglicherweise auch die Schweiz, Belgien, Bayern oder Hessen", sagt Spohr der Wochenzeitung "Die Zeit"."So können Sie einen Konzern nur sehr schwer steuern."
Der Luftverkehr sei immer politisch gewesen, aber "es darf nie eine politisch verordnete Frage werden, ob wir von München oder von Zürich aus nach Osaka fliegen", sagte Spohr weiter. Das sei eine zentrale Frage für die Zukunft des Unternehmens.
"Die Lufthansa hat die drei besten Jahre ihrer Konzerngeschichte hinter sich", betonte Spohr. "Wenn sie auch künftig erfolgreich sein soll, muss sie auch weiterhin ihr Schicksal unternehmerisch gestalten können."
Die wegen der Corona-Krise schwer angeschlagene Airline verhandelt derzeit mit mehreren Staaten über mögliche Unterstützung. Diese Verhandlungen würde Spohr lieber persönlich führen als am Telefon, sagte er der "Zeit". "Wir sind gerade in Gesprächen mit vielen Regierungen in Europa über eine Unterstützung unserer Airlines, aber mir ist das fast unangenehm am Telefon. Ich reise lieber zu jemandem, den ich um etwas bitte. Das hat ja auch eine gewisse Symbolik."
Spohr verteidigte die Entscheidung, die Unternehmenstochter Germanwings aufzugeben. Germanwings habe keine Zukunft, das sei "längst klar" gewesen. Er bekräftigte aber sein Ziel, möglichst alle Mitarbeiter an Bord zu halten.
(T. Jones--BTZ)