EU-Kommission will Tourismusindustrie vor Übernahmen in Corona-Krise schützen
Die EU-Kommission will Unternehmen der durch die Corona-Krise hart getroffenen Tourismusbranche vor Übernahmen aus dem Ausland schützen. Die Branche müsse sich gegen "aggressive Investitionsstrategien nichteuropäischer Staaten" wappnen, sagte EU-Industriekommissar Thierry Breton am Dienstag im Verkehrsausschuss des Europaparlaments. Diese könnten die aktuelle Krise "als Gelegenheit sehen, europäische Juwelen (der Branche) zu niedrigen Preisen zu kaufen".
Die Kommission werde deshalb zusammen mit den Mitgliedstaaten "besonders aufmerksam" die Lage bei ausländischen Investitionen verfolgen, sagte Breton. Er verwies darauf, dass die Branche "der am stärksten getroffene Sektor" in der Corona-Krise sei und gleichzeitig einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in Europa. Er stehe mit drei Millionen Unternehmen in der EU für elf Prozent der Wirtschaftsleistung und zwölf Prozent der Beschäftigten.
Weltweit werde durch die Corona-Krise mit Einbußen zwischen 275 und 400 Milliarden Euro in der Tourismusbranche gerechnet, sagte der Franzose weiter. Hart getroffen würden vielfach auch kleine Familienbetriebe. Viele bereits verabschiedete EU-Hilfen dienten deshalb gerade auch dazu, kleinere Firmen zu schützen.
Wichtig für die Gesamtbranche sei der nun diskutierte Wiederaufbaufonds, um die Branche schnell wieder aus der Krise zu holen. Breton ging davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der Mittel aus dem künftigen Fonds die Tourismusbranche unterstützten müssten. Dies müsse dann aber auch dazu genutzt werden, die Branche zu reformieren, indem diese "nachhaltiger, digitaler und widerstandsfähiger" gemacht werde, sagte der Industriekommissar.
Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen bei ihrem Video-Gipfel über einen Fahrplan beraten, um den Wiederaufbaufonds einzurichten. Das Volumen und die Finanzierung sind aber hoch umstritten. Im Gespräch ist ein Volumen von 500 Milliarden Euro bis 1,5 Billionen Euro.
(H. Müller--BTZ)