Energieagentur rechnet mit "historischem" Fall der Erdölnachfrage in diesem Jahr
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) rechnet wegen der Ausbreitung des Coronavirus in diesem Jahr mit einem beispiellosen Nachfragerückgang nach Erdöl weltweit. Die Nachfrage werde um 9,3 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Liter) pro Tag auf rund 90,6 Millionen Barrel pro Tag sinken und damit auf das Niveau von 2012, erklärte die Agentur am Mittwoch in Paris.
Der Rückgang sei "historisch". Allein für April rechnet die IEA mit einem Minus von 29 Millionen Barrel pro Tag im Vergleich zu April 2019. Im Mai dürfte die Nachfrage demnach um 26 Millionen Barrel zurückgehen, im Juni immer noch um 15 Millionen Barrel.
Die Lockerung der Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus und die damit einsetzende wirtschaftliche Erholung werde zwar für einen Wiederanstieg der Nachfrage im zweiten Halbjahr sorgen - doch nur schrittweise, prognostizierte die IEA. Im Dezember werde die Nachfrage immer noch 2,7 Millionen Barrel pro Tag unter dem Niveau von Dezember 2019 liegen.
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und ihre Partner hatten sich am Sonntag nach langem Streit auf die größte Ölförderdrosselung der Geschichte geeinigt, um den Preis für den Rohstoff zu stabilisieren. Sie wollen im Mai und Juni jeweils fast zehn Millionen Barrel weniger pro Tag produzieren.
Doch der Preis sank am Mittwoch erneut und erreichte am Vormittag im Handel an der Londoner Börse den niedrigsten Stand seit 2002. Ein Barrel der US-Referenzsorte WTI wurde für unter 20 Dollar gehandelt, ein Barrel der Nordseesorte Brent für knapp über 28 Dollar.
(N. Lebedew--BTZ)