Neue Streaming-Plattform Quibi startet trotz Corona-Krise wie geplant in Nordamerika
Die neue Streaming-Plattform Quibi ist trotz der Corona-Krise wie geplant seit Montag in den USA und in Kanada online. Quibi steht für "Quick Bites" oder "schnelle Happen" und bietet kurze Filme fürs Smartphone. Technikchef Rob Post sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Wir geben unser Bestes, um uns an die im vergangenen Monat veränderte Welt anzupassen - Geschichten erzählen scheint jetzt wichtiger als je".
Quibi-Mitgründer Jeffrey Katzenberg hatte Anfang Januar Komödien, Dokumentarfilme und Nachrichten angekündigt, "alles original und von den größten Namen in Hollywood produziert". Die Firma hat rund eine Milliarde Dollar von Investoren wie dem Technologiekonzern Alibaba und Filmstudios wie Walt Disney, 21st Century Fox und Time Warner eingesammelt. Hollywood-Stars wie Leonardo DiCaprio, Jennifer Lopez und Oscar-Preisträger Guillermo del Toro haben zugesagt, Inhalte für Quibi zu produzieren.
Die Corona-Pandemie sei "ein Plus und ein Minus" für Quibi, sagte Analystin Carolina Milanesi von Creative Strategies: Gut für den neuen Streamingdienst sei, "dass wir alle so viel Inhalt streamen, wie wir nur kriegen können, also ist mehr Auswahl nicht schlecht". Bei jüngeren Menschen, die sich fast nur noch auf ihr Smartphone verließen, könne Quibi besonders gut ankommen. Negativ sei, dass "dieser ganze To-Go-Kram, also auch das schnelle Video-Schauen in der Bahn oder vor der Ampel, derzeit nicht stattfindet", sagte Milanesi.
Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise hat Quibi die Probephase von zwei Wochen auf 90 Tage ausgeweitet. Danach kostet ein Monats-Abonnement fünf Dollar mit Werbung oder acht Dollar ohne. Der Streaming-Dienst hat angekündigt, dass pro Stunde nicht mehr als zweieinhalb Minuten Werbung laufen sollen. Quibi sei eine "persönliche Dienstleistung", Abos könnten also nicht geteilt werden, sagte Manager Tom Conrad. Nutzer können alle Inhalte herunterladen und so auch offline schauen.
Mitgründer Katzenberg, ehemaliger Chef der Walt-Disney-Studios, sagte Anfang Januar auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas, Quibi sei von Dan Browns Buch "Der Da Vinci Code" inspiriert, das mehr als 100 Kapitel mit im Durchschnitt nur fünf Seiten Länge hat. Quibi wolle auch bei Filmen lange Geschichten in kurzen Kapiteln servieren. "Wir schrumpfen nicht das Fernsehen aufs Smartphone", sagte damals Mitgründern Meg Whitman, ehemalige Chefin von Hewlett Packard. "Wir schaffen die weltweit erste Plattform für Mobil-Videos."
Quibi werde sich trotz der Corona-Pandemie durchsetzen, sagte Whitman AFP: "Die Leute haben immer noch die kleinen Zwischendurch-Momente." Zum Start sollen 50 Shows gezeigt werden - von den wichtigsten soll ein "Kapitel" pro Tag online gehen.
(L. Pchartschoy--BTZ)