80.000 Erntehelfer dürfen unter strengen Auflagen nach Deutschland reisen
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) haben sich auf die begrenzte Einreise dringend benötigter Erntehelfer geeinigt. Im April und Mai sollen jeweils bis zu 40.000 Saisonarbeiter "unter strengen Auflagen" einreisen dürfen, teilte Klöckner am Donnerstag in Berlin mit. Sie sollen ausschließlich mit dem Flugzeug einreisen und von ihren Betrieben an von der Bundespolizei festgelegten Flughäfen abgeholt werden.
Klöckner bezeichnete die Einigung als "wichtige und gute Nachricht für unsere Bauern". Sie zeigte sich erfreut darüber, dass es nun gelinge, den "Infektionsschutz einzuhalten, aber auch unsere Ernten zu sichern". Seehofer erklärte, Regelungen wie diese seien wichtig, "damit wir auch während der Pandemie Staat und Wirtschaft am Laufen halten".
Um die Verbraucher auch während der Corona-Pandemie mit ausreichend heimischen Lebensmitteln zu versorgen, sind die Landwirte und insbesondere Obst- und Gemüsebetriebe laut Klöckner bis Ende Mai auf insgesamt 100.000 Saisonarbeiter angewiesen, 20.000 davon seien bis zum Ende März verhängten Einreisestopp eingereist. Inländische Helfer reichten "bei weitem nicht", um die Lücke zu schließen, außerdem hätten sie in vielen Fällen nicht durchgehend Zeit.
Die Regeln für die weitere Einreise ausländischer Arbeiter sind laut Klöckner mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und dem Bauernverband abgestimmt und sehen konkret unter anderem vor, dass bei der Einreise ein von den Arbeitergebern veranlasster Gesundheitscheck durch medizinisches Personal erfolgt.
Neuanreisende müssen zudem in den ersten 14 Tagen strikt getrennt von den sonstigen Beschäftigten leben und arbeiten, letzteres ist in Gruppen von maximal 20 Menschen erlaubt. Außerdem dürfen sie das Betriebsgelände in den ersten 14 Tagen nicht verlassen. Bei der Arbeit sollen Mindestabstände eingehalten oder, falls dies nicht möglich ist, Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Zusätzlich will die Bundesregierung aber als begleitende Maßnahme bis Mai auch 20.000 neue Helfer "aus dem großen Potenzial" im Inland für die Arbeit auf den Feldern und in den Gewächshäusern gewinnen. Zum Einsatz kommen sollen hier sowohl Arbeitslose als auch Kurzarbeiter, Studierende und Asylbewerber.
Zwar erhielten die Landwirte derzeit viele Bewerbungen aus Deutschland, wie der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken, dem "Tagesspiegel" (Freitagausgabe) sagte. Allerdings enthielten viele dieser Bewerbungen Einschränkungen. "Etliche" Helfer könnten "nur in Teilzeit oder an bestimmten Tagen aushelfen", sagte Krüsken, außerdem oft nur mit fester Zusage bis zum 20. April. "Sie wollen natürlich so schnell wie möglich wieder in ihren eigentlichen Beruf zurück."
Der Einreisestopp hatte zuletzt zu Warnungen des Bauernverbandes vor einer Verknappung des Obst- und Gemüseangebots und damit verbundenen Preissteigerungen geführt.
(K. Berger--BTZ)