Klöckner sieht Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten auf gutem Weg
Der Gehalt an Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten ist nach einer Untersuchung des staatlichen Max Rubner-Instituts (MRI) in den vergangenen Jahren gesunken. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) wertete dies am Mittwoch als Beleg dafür, dass sich die Bundesregierung mit ihrer nationalen Reduktionsstrategie trotz Nachbesserungsbedarfs in einigen Bereichen auf dem richtigen Weg befinde. Scharfe Kritik äußerten hingegen die Verbraucherorganisation Foodwatch und die Grünen.
"Die Ergebnisse zeigen: Es geht in die richtige Richtung", erklärte Klöckner. Zugleich betonte sie, dass das Thema Ernährung angesichts der gesundheitlichen Folgen von in der Bevölkerung weit verbreitetem Übergewicht eine besondere Bedeutung habe. Es gebe in Deutschland "schon Kinder, die an Altersdiabetes leiden", sagte sie. Umso wichtiger sei es, dass "die gesunde Wahl zu einer leichten Wahl" werde - und auch Fertigprodukte gesünder würden.
Zudem verwies Klöckner darauf, dass in der Corona-Krise derzeit die Ernährung in den eigenen vier Wänden eine größere Rolle im Alltag der Menschen spiele. "Es wird mehr zuhause gekocht", sagte sie.
Die nationale Reduktions- und Innovationsstrategie setzt dabei vor allem auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft. Klöckner hatte mit der Branche Ende 2018 eine Zielvereinbarungen getroffen, Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten bis zum Jahr 2025 zu verringern.
Dem am Mittwoch veröffentlichten Zwischenbericht des MRI zufolge ergab eine Untersuchung zu Milchprodukten, Erfrischungsgetränken, Frühstückscerealien und Tiefkühl-Pizzen nun, dass der Zuckergehalt bei einer Reihe von Produkten im Vergleich zum Jahr 2016 gesunken sei.
So gebe es etwa sieben Prozent weniger Zucker bei Kinderjoghurt und 18 Prozent weniger Zucker in Quarkzubereitungen für Kinder. Bei Tiefkühl-Pizzen habe der durchschnittliche Salzgehalt zwischen 2016 und 2019 in den meisten Fällen tendenziell abgenommen.
Klöckner begrüßte den Rückgang des Zuckergehalts beispielsweise in Kinderjoghurts, äußerte sich aber unzufrieden damit, dass der Gehalt bei auf Kinder zugeschnittenen Zubereitungen immer noch über dem der übrigen Joghurtprodukte liege. Hier müsse die Wirtschaft nachsteuern.
Sie wies allerdings auch darauf hin, dass die Rechnung nicht ohne den Geschmack der Verbraucher gemacht werden dürfe - und erwähnte in diesem Zusammenhang die Gefahr, dass Verbraucher Produkte zuhause nachzuckern. MRI-Präsident Pablo Steinberg erklärte, aus ernährungsphysiologischer Sicht sei es sinnvoll, "dass sich Verbraucher schrittweise an eine niedrigere Gesamtsüße von Lebensmitteln gewöhnen."
Die Verbraucherorganisation Foodwatch beklagte hingegen, dass Klöckner vollkommen auf freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelwirtschaft setze. Dies sei "nicht nur naiv, sondern gefährdet die Gesundheit der Menschen in diesem Land", erklärte Oliver Huizinga von Foodwatch. Die Lebensmittelindustrie habe kein Interesse daran, eine gesunde Ernährung zu fördern, sondern verdiene "ihr Geld mit Zuckerbomben", kritisierte er. "Eine Zuckerreduktion von sehr viel zu viel auf viel zu viel ist kein Erfolg, sondern eine Bankrotterklärung."
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast kritisierte, Klöckners Reduktionsstrategie sei "weniger wert als ein Tropfen auf dem heißen Stein". Die freiwillig gesteckten Ziele der Lebensmittelwirtschaft seien "völlig unzureichend und dauern viel zu lang".
Die ernährungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Ursula Schulte, erklärte zu den MRI-Ergebnissen, es gebe "noch sehr viel Luft nach oben bei der Zuckerreduktion, vor allem bei Kinderlebensmitteln und Limonaden".
"Die AOK hat gerade festgestellt, dass 99 Prozent der Frühstückszerealien für Kinder nicht den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation von 15 Gramm Zucker auf 100 Gramm entsprechen", erklärte sie. "Das zeigt, wie unglaublich überzuckert und ungesund Kinderprodukte sind."
(N. Lebedew--BTZ)