Bund und Länder stützen strauchelnde Bier-Brauer
Der Staat greift den von der Corona-Krise getroffenen deutschen Brauereien unter die Arme: Bund und Länder verständigten sich nach Angaben des Deutschen Brauer-Bunds (DBB) vom Dienstag auf eine bundesweite Stundung der Biersteuer. Die Branche fürchtet eine Insolvenzwelle wegen geschlossener Gaststätten und abgesagte Veranstaltungen, die sich massiv auf den Getränkeabsatz auswirken. Sorgen bereiteten den Brauern überdies ein drohender Engpass beim Leergut.
Mit der Stundung der Biersteuer kommen Bund und Ländern den strauchelnden Brauereien entgegen. Der Brauer-Bund hatte sich zuvor nach ersten positiven Signalen aus einzelnen Bundesländern für eine deutschlandweit einheitliche Regelung eingesetzt, wie Hauptgeschäftsführer Holger Eichele der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Das Bundesfinanzministerium und der deutsche Zoll hätten diese dann ermöglicht.
Schätzungen zufolge beläuft sich die vorübergehende Entlastungen für die Brauereien auf 650 Millionen Euro. "Das ist ein wichtiges Signal für die Brauwirtschaft, auch wenn ich betonen muss, dass es sich um eine Stundung der Steuer handelt, nicht um Zuschüsse oder Staatshilfen", erklärte Eichele. Zunächst hatte die "Lebensmittelzeitung" darüber berichtet.
Die Angst vor einer Pleitewelle unter den Bier-Produzenten dürfte dies jedoch bestenfalls lindern. "Wir befürchten, dass in den kommenden Wochen eine Vielzahl von Gaststätten und Brauereien wird aufgeben müssen", erklärte der Verbandsgeschäftsführer. Viele der bundesweit rund 1500 Bierhersteller seien durch die anhaltende Schließung von Restaurants und Bars in ihrer Existenz gefährdet. Zudem drohe ein Engpass bei der Versorgung der Produzenten mit Leergut.
Viele der mittelständisch geprägten Brauereien erzielen demnach einen Großteil ihres Umsatzes über die regionale Gastronomie. Hinzu kommen laut Eichele Pachtzahlungen und Kredite der Gaststätten, die jetzt zum Teil komplett ausfallen. Überdies seien zehntausende Veranstaltungen abgesagt worden und das Exportgeschäft weitgehend zum Erliegen gekommen.
"Viele Gastronomiebetriebe und viele Brauereien werden diese Krise ohne staatliche Hilfen nicht überstehen", erklärte Eichele. Als erster Familienbetrieb habe unlängst die Wernecker Brauerei in Bayern nach 400 Jahren aufgegeben.
Die Versorgung mit Bier sowie mit nicht-alkoholischen Getränken durch heimische Brauereien sei aber vorerst gesichert, betonte Eichele. Allerdings könne es beim Leergut für die Hersteller bald eng werden. Viele Verbraucher brächten die Flaschen nicht mehr so zügig zurück, einige hätten auch "bewusst Bier gehortet". Zudem sei der Handel überlastet und nehme stellenweise kein Leergut mehr zurück, auch könnten einige Sortierzentren derzeit nur eingeschränkt arbeiten.
Künftig droht aber beim Hopfen, einem wichtigen Bestandteil des Biers, ein deutlicher Rückgang der diesjährigen Ernte. Grund seien die fehlenden Saisonarbeiter aus dem Ausland, sagte Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer, AFP. Bislang sei nur ein Drittel der benötigten Arbeitskräfte für die derzeit laufenden Vorbereitungen auf den Feldern und die Aufzucht der Pflanzen vor Ort.
Die entscheidende Phase ist laut Weingarten Mitte April, wenn die heranwachsenden Pflanzen an den Kletterstangen angebracht werden. "Sollte uns das nicht gelingen, wird es brenzlig." Andernfalls sei mit Ernteausfällen zu rechnen, die auch Betriebe in große wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen würden. Deutschlandweit würden für den zentralen Arbeitsschritt Mitte April 15.000 Helfer benötigt. Viele von ihnen dürfen wegen der Beschränkungen der Bundesregierungen im Kampf gegen das Coronavirus jedoch nicht einreisen.
(D. Meier--BTZ)