Großbritannien stellt Zugverkehr wegen Corona-Krise unter staatliche Kontrolle
Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie hat Großbritannien den Zugverkehr des Landes unter staatliche Kontrolle gestellt. Der Staat übernehme für mindestens sechs Monate "alle Einnahme- und Kostenrisiken", die bisherigen Verträge mit privaten Betreibern würden vorübergehend ausgesetzt, teilte das Verkehrsministerium in London mit. Damit solle sichergestellt werden, dass inmitten der Corona-Krise Menschen wichtiger Berufsgruppen weiterhin zur Arbeit kämen.
Dieser Schritt gebe den Betreibern "das Vertrauen und die Sicherheit, dass sie ihre Rolle im nationalen Interesse wahrnehmen" könnten, erklärte Verkehrsminister Grant Shapps. In einer Stellungnahme warnte das Ministerium, dass Pleiten von Zugbetreibern deutlich größere Folgen für Fahrgäste hätten und höhere Kosten für die Steuerzahler nach sich ziehen würden.
In Großbritannien waren die Fahrgastzahlen deutlich zurückgegangen, nachdem die Regierung die Bürger aufgefordert hatte, wegen der Corona-Krise auf nicht-notwendige Reisen zu verzichten. Ab Montag werden die Fahrpläne ausgedünnt.
Seit Sonntag warnt London die Bevölkerung davor, sich in Zweitwohnsitze oder auf Campingplätze zurückzuziehen - sei es, um Urlaub zu machen oder sich dort zu isolieren. Zahlreiche Menschen waren am Wochenende aufs Land oder an die Strände des Landes gefahren und hatten sich dabei nicht an die geforderten Einschränkungen ihrer sozialen Kontakte gehalten.
Zahlreiche Politiker forderten stärkere Maßnahmen von Premierminister Boris Johnson. "Wir sind bereit, mehr zu tun, wenn es sein muss", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Montag dem Rundfunksender BBC. Das Parlament berät am Montag über Sondervollmachten für Polizei und Einwanderungsbehörden, um die Bevölkerung stärker zum Rückzug ins Private zu zwingen.
Regierungschef Johnson wird vorgeworfen, zu spät auf die Pandemie reagiert zu haben. In Großbritannien gibt es bereits 281 Todesfälle durch das Coronavirus.
(W. Winogradow--BTZ)