Auch BMW schließt Werke in Europa und Südafrika wegen Coronavirus-Pandemie
Wegen der Coronavirus-Pandemie schließt BMW vorübergehend seine Werke in Europa und Südafrika und fährt damit etwa die Hälfte seiner Produktionskapazität herunter. Die Produktionsunterbrechung werde ab Mittwoch eingeleitet und voraussichtlich bis zum 19. April laufen, sagte Konzernchef Oliver Zipse bei der Bilanzpressekonferenz des Autobauers in München. Bereits am Dienstag hatten Volkswagen und Daimler mehrwöchige Produktionsstopps verkündet.
Zipse betonte, BMW nutze "hoch flexible und wirksame Arbeitszeitinstrumente" und werde so die "Arbeitsfähigkeit im Unternehmen weiterhin sicherstellen". Nach Konzernangaben einigten sich Vorstand und Betriebsrat unter anderem auf die verstärkte Nutzung von Kurzarbeit, BMW will seine Mitarbeiterzahl 2020 aber auf dem Niveau des Vorjahres halten.
Die Rekordergebnisse bei Auslieferungen und Umsatz aus dem Vorjahr wird BMW 2020 aber wohl nicht halten können: Der Münchner Autohersteller erwartet, dass ein starker Nachfragerückgang sowie die Werksschließungen infolge der Coronavirus-Pandemie die Zahlen im laufenden Geschäftsjahr erheblich drücken werden. Folglich werde der Konzerngewinn vor Steuern gegenüber den jüngst verkündeten 7,1 Milliarden Euro aus dem Vorjahr voraussichtlich "deutlich zurückgehen".
Dabei verzeichnete BMW auch zuletzt noch gute Verkaufszahlen – in einem insgesamt auch vor den zunehmenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie schon deutlich schrumpfenden Markt. Wie der europäische Herstellerverband ACEA in Brüssel am Mittwoch erklärte, gingen die Neuzulassungen im Februar EU-weit um 7,4 Prozent zum Vorjahresmonat auf rund 957.000 zurück. In Deutschland war der Rückgang demnach mit 10,8 Prozent am stärksten, knapp 240.000 Neuwagen wurden hier im Februar zugelassen.
Aber auch in den anderen großen Märkten Italien (minus 8,8 Prozent), Spanien (minus 6,0 Prozent) und Frankreich (minus 2,7 Prozent) gingen die Neuzulassungen laut ACEA deutlich zurück. Der Verband führt das auf "eine Kombination von Faktoren" zurück, darunter Steueränderungen in mehreren EU-Staaten ebenso wie sich verschlechternde globale Wirtschaftsbedingungen und Unsicherheit unter den Konsumenten.
Schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie erwarteten die europäischen Hersteller entsprechend für das laufende Jahr einen Rückgang der Zulassungen um zwei Prozent. Die Zurückhaltung der Verbraucher dürfte angesichts der Ausbreitung des Virus und der Werksschließungen nun eher noch zunehmen.
Der chinesische Automarkt brach unter ähnlichen Bedingungen bereits im Februar um 80 Prozent ein. Laut dem deutschen Verband der Automobilindustrie (VDA) werden die Absatzzahlen in den kommenden Monaten auch in anderen Märkten wegen der Corona-Krise deutlich sinken.
"Wir müssen uns auf zwei sehr harte Monate einstellen“, warnte am Mittwoch auch die Beratungsgesellschaft EY. In Deutschland und anderen stark von den Corona-Gegenmaßnahmen betroffenen Ländern werde der Neuwagenmarkt praktisch zum Erliegen kommen. Die großen Autobauer könnten eine längere Krise in der Regel finanziell durchstehen, kleinere Zulieferer und viele Autohäuser hingegen häufig nicht.
Volkswagen büßte bei den Neuzulassungen im vergangenen Monat 5,3 Prozent ein, konnte seinen Marktanteil von rund 25 Prozent in Europa und damit seine Spitzenposition aber halten. Daimler (minus 12,7 Prozent) verlor bei den Zulassungen deutlich, ebenso wie die französischen Konzerne PSA (minus 8,9 Prozent) und Renault (minus 14,3 Prozent). Dagegen wurden mit knapp 56.000 BMW-Fahrzeugen gut drei Prozent mehr neu zugelassen als im Vorjahresmonat.
(A. Lefebvre--BTZ)