Italiens Arbeitgeber machen Österreich für Stau-Chaos am Brenner verantwortlich
Der italienische Arbeitgeberverband Confindustria hat die wegen des Coronavirus an der Brenner-Autobahn eingeführten Grenzkontrollen für Lastwagen aus Italien scharf kritisiert: Die "sinnlosen" Temperaturmessungen bei den betroffenen Lkw-Fahrern hätten bereits zu "60 bis 70 Kilometer langen Staus geführt", erklärte der Verband am Donnerstag.
Seit zwei Tagen werde bei allen Fahrern, die italienische Waren transportierten, die Temperatur kontrolliert, selbst wenn sie auf dem Weg nach Deutschland oder Nordeuropa Tirol nur passierten, erklärte der Verband. Wegen der als Vorbeugungsmaßnahme wenig wirkungsvollen Checks hätten "tausende Fahrer die vergangene Nacht am Autobahnrand verbringen müssen".
"Leicht verderbliche und frische Produkte" könnten nicht rechtzeitig geliefert werden, erklärte die Lobby-Organisation weiter und warnte, die Sperre verursache "unermessliche Schäden für unseren Export und den europäischen Handel".
Confindustria forderte die EU-Kommission zum sofortigen Eingreifen auf. Brüssel müsse Sanktionen gegen Österreich und jeden anderen EU-Mitgliedstaat verhängen, der "offenkundig schädliche und diskriminierende" Maßnahmen gegen italienische Unternehmen ergreife. Die österreichische Regierung reagierte zunächst nicht auf die Kritik des Verbands.
Mit 12.500 Infizierten und 827 Toten ist Italien derzeit am schwersten in Europa von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen. Mehrere Länder haben inzwischen alle Verbindungen nach Italien per Luft-, See- oder Landweg gekappt oder massiv beschränkt.
Die Lage am Brenner betrachtet indes auch der Speditions- und Logistikverband Baden-Württemberg mit Sorge. "Es ist genau das passiert, was wir befürchtet haben, dass am Brenner die Grenze insofern dicht gemacht wird, dass jeder LKW kontrolliert wird", sagte Geschäftsführer Andrea Marongiu im SWR. Es gebe einen kilometerlangen Stau und Zeitverlust. "Es ist an der Stelle außer Kontrolle geraten", beklagte er. "Alles, was bis gestern noch funktioniert hat, funktioniert heute nicht mehr."
Marongiu setzte seine Hoffnung nun darauf, dass Österreich wie schon 2015 am Brenner Kontrollstellen einführen will. Dann könnte auf mehreren Spuren kontrolliert werden.
Die Lage im Grenzgebiet zum Elsass, das als Risikogebiet eingestuft wurde, bezeichnete Marongiu dagegen als "ruhig“. Firmen entlang des Rheins hätten Mitarbeiter aus Frankreich zwar gestern nach Haus geschickt. Die Transportlinien liefen aber alle noch, auch wenn die Mengen etwas zurückgegangen seien.
(F. Schulze--BTZ)