Schweizer Experte warnt vor Coronavirus-Übertragung über Geldscheine
Ein führender Seuchenschützer der Schweiz warnt vor mit Coronaviren belasteten Banknoten. "Viren auf Banknoten können eine Gefahr darstellen, wenn man sich nach dem Anfassen nicht die Hände wäscht und ins Gesicht greift", sagte der Leiter der Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmaßnahmen im Berner Bundesamt für Gesundheit, Mark Witschi, dem Magazin "WirtschaftsWoche" laut Vorabmeldung vom Mittwoch. Grippeviren könnten beispielsweise "bis zu 17 Tage auf Banknoten überleben".
Witschi hatte dem Bericht zufolge 2008 an einer großen Studie mitgewirkt, die die Überlebensfähigkeit von Viren auf Schweizer Geldscheinen untersucht hat. "Ich habe nun überprüft, ob etwas an der Oberflächenbeschaffenheit der Noten verändert wurde", sagte er der "Wirtschaftswoche". "Da hat sich nichts getan. Die Erkenntnisse von damals gelten also nach wie vor."
Schweizer Banknoten bestehen wie Euro-Scheine zum großen Teil aus beschichteter Baumwolle. Die Beschichtung scheint der Studie zufolge die Überlebensfähigkeit von Viren zu fördern. Witschi rät daher, Geld aus Regionen mit einer Coronavirus-Epidemie für etwa zehn Tage unter Quarantäne zu stellen. "Damit sollten die meisten Viren abgestorben sein", sagte der Seuchenexperte.
Als sicherstes Mittel sieht Witschi es jedoch derzeit an, wenn die Menschen kontaktlos mit der Geld- und Kreditkarte oder dem Handy zahlen - solange sie an der Kasse keine PIN eingeben müssen. "Kontaktloses Bezahlen halte ich unter den aktuellen Umständen für keine schlechte Idee", sagte der Experte.
Die US-Notenbank Fed hatte aus Vorsicht schon vor einigen Wochen damit begonnen, Dollar-Noten aus Asien in eine sieben- bis zehntägige Quarantäne zu schicken. Inzwischen bereitet sich die Fed laut "Wirtschaftswoche" darauf vor, ähnliche Schritte auch für Geld aus anderen Regionen zu ergreifen. "Wenn die Seuchenschutzbehörde CDC oder das Außenministerium weitere Risikoländer identifizieren, ist die Fed vorbereitet, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen", teilte die US-Notenbank dem Magazin mit.
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesbank sehen dagegen aktuell keinen Handlungsbedarf. "Es gibt keinerlei Belege dafür, dass das Coronavirus durch Banknoten oder Münzen übertragen wurde", teilten beide übereinstimmend mit. Sie empfehlen, sich nach dem Umgang mit Bargeld die Hände zu waschen.
Das neuartige Coronavirus war im Dezember erstmals bei Menschen aufgetreten. Mittlerweile wurden mehr als 120.000 Infektionen in mehr als hundert Ländern nachgewiesen, mehr als 4300 Infizierte starben.
(K. Petersen--BTZ)