Deutsche Ökonomen fordern schärfere Maßnahmen in Coronakrise
Führende Ökonomen in Deutschland haben angesichts der Corona-Krise deutlich schärfere wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Vermeidung einer Rezession gefordert. Aus ökonomischer Perspektive sei die Situation "eine große Gefahr", sagte der ehemalige Wirtschaftsweise Peter Bofinger am Mittwoch in Berlin. Gemeinsam mit fünf weiteren Ökonomen stellte er einen Plan vor, laut dem die schwarze Null "keine Handlungsmaxime" sein kann.
Für die Politik komme es darauf an zu kommunizieren, "dass sie in der Lage ist, die wirtschaftlichen Folgen der Krise effektiv einzudämmen", betonte Bofinger. Unter anderem plädieren die Ökonomen für ein Vorziehen des für Anfang 2021 geplanten Abbaus des Solidaritätszuschlages auf Juli. Außerdem schlagen sie eine zinslose Stundung aller fälligen Voraus- und Nachzahlungen bei der Umsatz-, Einkommen- und Körperschaftsteuer bis zum Abklingen der Corona-Krise vor.
Darüber hinaus plädierten sie für die Ausweitung des Verlustrücktrags bei der Einkommen- und Körperschaftsteuer, der bislang auf eine Million Euro begrenzt ist. Auch wäre eine befristete Senkung von Einkommen- und Körperschaftsteuer denkbar, wie Bofinger ausführte.
Die von der Bundesregierung in dieser Woche beschlossenen Verbesserungen beim Kurzarbeitergeld bezeichnete Bofinger als "sehr zielführende Maßnahme". Als "Ultima Ratio" bezeichnete er das Modell eines Unternehmensrettungsfonds, das unter anderem erhebliche administrative Probleme darstellen könne.
"Unvermeidbar" sind Bofinger zufolge die unmittelbaren Effekte für Unternehmen etwa in den Bereichen Tourismus, Kongresse, Verkehrssektor und der Gastronomie. Es müsse jedoch "soweit wie möglich verhindert werden, dass es darüber hinaus zu einer allgemeinen Vertrauenskrise", zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und Schieflagen bei Banken komme.
(H. Müller--BTZ)