Studie: IG-Metall-Forderung zur Arbeitszeit kostet halben Wachstumspunkt
Die Gewerkschaftsforderung nach einer Arbeitszeitverkürzung für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie könnte die Volkswirtschaft nach Berechnungen von Experten gut einen halben Wachstumspunkt kosten. Wie BERLINER TAGESZEITUNG aktuell unter Berufung auf Berechnungen des Instituts IW Consult erfuhr, drohen in diesem Fall Bruttowertschöpfungsverluste in Höhe von 16 Milliarden Euro. Das entspreche 0,54 Prozent der Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft 2017.
Das IW Consult geht in seinen Berechnungen davon aus, dass die nach den Vorstellungen der IG Metall zur Reduzierung berechtigten Beschäftigten mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen ihre Arbeitszeit um 3,5 Stunden pro Woche und Schichtarbeiter um zehn Tage im Jahr senken. Dann drohe allein in der Branche durch die gesunkene Produktion ein Verlust von elf Milliarden Euro, bei Zulieferern und Dienstleistern seien es noch einmal fünf Milliarden Euro, rechnete IW Consult vor. Es gehört zum Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Die Berechnungen zeigten, dass das verfügbare Arbeitszeitvolumen ein "zunehmend wichtigerer und auch kritischer Faktor" für den Erfolg der Branche und der gesamten deutschen Wirtschaft sei, sagte der Chefvolkswirt des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Michael Stahl, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG - in einem aktuellen Interview. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels sei das "unverzichtbar".
Die Fronten im Tarifstreit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sind verhärtet. Am Donnerstag hatten sich die Tarifkommissionen in den verschiedenen Gewerkschaftsbezirken getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zuletzt hatte die IG Metall wiederholt gedroht, ihr neues Instrument eines Warnstreiks über 24 Stunden einzusetzen. Möglich wäre auch, dass der IG-Metall-Bundesvorstand am Freitag zur Urabstimmung über unbefristete Streiks aufruft.
Größter Streitpunkt ist die IG-Metall-Forderung nach einer Möglichkeit zur 28-Stunden-Woche. Die Arbeitgeber lehnen das vehement ab.
(A. Madsen--BTZ)