Chefökonom der Weltbank tritt nach nur anderthalb Jahren zurück
Der Chefökonom der Weltbank tritt nach nur anderthalb Jahren von seinem Posten zurück. Paul Romer lege sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder und werde künftig wieder als Wirtschaftsprofessor an der Universität von New York arbeiten, erklärte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim akatuell dazu. Er wisse, dass Romer die Umstände seines Rücktritts bedaure, fügte Kim hinzu, äußerte sich darüber hinaus aber nicht zu den Gründen für den Rückzug.
Romer hatte den Posten als Chefökonom und Vizepräsident der Weltbank im Oktober 2016 übernommen. Wie aus informierten Kreisen der Bank verlautete, steht Romers Rückzug im Zusammenhang mit seiner Kritik an dem jährlich veröffentlichten Weltbank-Ranking "Doing Business". Der Geschäftsklima-Bericht wird anhand von zehn Kriterien erstellt. Bewertet werden etwa die Bedingungen für Unternehmensgründer und Kreditvergaben, wie problemlos Firmen Export- und Importgenehmigungen erhalten oder wie schnell sie Strom bekommen.
In dem Bericht landen jedoch regelmäßig etwa die zweitgrößte Volkswirtschaft China und aufstrebende Länder wie Brasilien und Indien auf hinteren Plätzen. Die Länder selbst, aber auch Nichtregierungsorganisationen kritisieren immer wieder, dass das Ranking nicht die tatsächlichen Investitionsbedingungen für Unternehmen in den Länder widerspiegele.
Kürzlich hatte Romer dem "Wall Street Journal" gesagt, die derzeitige Methodik der Weltbank könne den Eindruck erwecken, die Bank erstelle ihren Bericht auf der Basis politischer Überlegungen. Das habe unter anderem Chile einige Plätze gekostet. Weltbankökonomen verteidigten daraufhin die Methode der Bank, die Regierung in Chile forderte eine Untersuchung.
(A. Madsen--BTZ)