Chinesische Investitionen in Deutschland auf Rekord-Hoch
Chinesische Investoren haben im vergangenen Jahr mit 13,7 Milliarden Dollar (11,1 Milliarden Euro) so viel Geld wie nie in deutsche Firmen gesteckt. Allerdings ging die Zahl der Firmenübernahmen gleichzeitig zurück, wie die Beratungsgesellschaft EY am Mittwoch mitteilte: Wechselten 2016 insgesamt 68 deutsche Unternehmen in chinesischen Besitz, waren es 2017 nur 54. Dafür hatten chinesische Investoren 2016 aber nur 12,6 Milliarden Dollar investiert.
Zur Ermittlung der Zahlen wertete EY Informationsdienste und Unternehmensmitteilungen aus. Gezählt wurden Käufe europäischer Firmen durch Investoren mit Hauptsitz in China oder Hongkong. Europaweit sank die Zahl der Unternehmenskäufe von 309 im Jahr 2016 auf 247 im Jahr 2017. Für Zukäufe und Beteiligungen gaben die Investoren insgesamt 57,6 Milliarden Dollar gegenüber 85,6 Milliarden im Vorjahr aus. Bis 2015 hatten chinesische Firmen nie mehr als 30 Milliarden Dollar in Europa investiert.
Alexander Kron von EY führte den Rückgang in Europa vergangenes Jahr auf mehrere Faktoren zurück: "Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt und Auflagen verabschiedet, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren." Wegen der strengen Kapitalkontrollen auf dem chinesischen Festland kamen die meisten größeren Transaktionen aus dem freieren Hongkong, wie Yi Sun, China-Expertin bei EY, beobachtete.
Laut EY hat die europäische Seite außerdem die regulatorischen Anforderungen erhöht und fordert schon bei Vertragsunterzeichnung eine hohe Summe als Sicherheit. Chinesische Firmen wiederum würden Übernahmekandidaten viel genauer prüfen als früher.
Ganz oben auf dem Einkaufszettel standen nach wie vor deutsche Unternehmen. Deutschland belegte mit 54 Transaktionen den ersten Platz, gefolgt von 44 Übernahmen britischer und 24 italienischer Firmen.
Allerdings sind chinesische Investoren damit längst nicht größter Einkäufer in Deutschland. An der Spitze standen erneut US-Firmen, die insgesamt 155 Mal übernahmen, gefolgt von Schweizer und britischen Investoren, die jeweils mehr als 80 deutsche Firmen kauften. Hauptziel der Chinesen bleiben Industrie-Unternehmen - 30 der 54 übernommenen deutschen Firmen gehörten zu dieser Sparte. Daneben stehen laut China-Expertin Sun auch der Einzelhandel sowie Lebensmittel und Pharma zunehmend im Fokus. Größte Transaktion in Deutschland war der Kauf des Energiedienstleisters Ista durch die Hongkonger Firma CK Infrastructure für 6,7 Milliarden Dollar.
In diesem Jahr erwartet EY wieder mehr Deals "im hohen dreistelligen Millionenbereich", etwa im Infrastrukturbereich. Akteure seien vor allem chinesische Staatsfonds.
(L. Solowjow--BTZ)