Trotz Anstiegs bei Produktion und Export: Wirtschaft sieht noch keine Trendwende
Die deutsche Wirtschaft kommt kurz vor der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar weiterhin nur schwerlich in Fahrt. Zwar gab es zuletzt sowohl bei der Industrieproduktion als auch beim Export eine positive Entwicklung, wie aus am Donnerstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Wirtschaftsverbände sehen darin allerdings noch keine Trendwende.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, zog die Exportwirtschaft im November an und legte im Vergleich zum Vormonat um 2,1 Prozent zu, während die Importe um 3,3 Prozent sanken. Der Anstieg bei den Ausfuhren war demnach insbesondere auf deutlich gesteigerte Exporte in das außereuropäische Ausland und insbesondere in die USA zurückzuführen, wohingegen die Ausfuhren in andere EU-Länder um 1,7 Prozent zurückgingen.
Der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, verwies darauf, dass die Exporte im November im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,5 Prozent gesunken seien. Der Rückgang bei den Importen deute zudem "ein schwaches Investitionsverhalten in Deutschland an", fügte er hinzu.
"Einziger Hoffnungsschimmer" sei das gegenüber dem Vormonat gestiegene Auslandsgeschäft in Länder außerhalb der Europäischen Union. "Die nächsten Monate mit erwartbaren zusätzlichen Zöllen können für die deutsche Exportwirtschaft aber noch sehr unangenehm werden", gab Treier zu bedenken.
Auch der Außenhandelsverband BGA sieht die momentane Lage im Groß- und Außenhandel weiterhin als "besorgniserregend" an. "Es braucht dringend weitere Fortschritte in der EU-Handelspolitik sowie einer Vertiefung des Europäischen Binnenmarktes", forderte BGA-Präsident Dirk Jandura. Unbedingt nötig seien außerdem "verlässliche Rahmenbedingungen, die uns Planungssicherheit geben".
Als "positive Überraschung" wertete das Kieler Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) den Anstieg der Industrieproduktion im November, den das Statistische Bundesamt am Donnerstag ebenfalls vermeldete. Denn die Frühindikatoren hätten "auf einen abermaligen Rückgang hingedeutet", erklärte IfW-Konjunkturexperte Nils Jannsen.
Angesichts des niedrigen Produktionsniveaus sei das Plus aber "nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", fügte er hinzu - zumal "kaum Signale für eine nachhaltige Belebung auszumachen" seien.
Auch wenn der Dezemberwert noch ausstehe, sei absehbar, dass die Industrieproduktion im Jahr 2024 um rund 4,5 Prozent gesunken sei, erklärte Jannsen weiter. "Insgesamt lag sie im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent unter dem Niveau des Jahres 2018, als die Industrieproduktion ihren bisherigen Höchststand verzeichnete."
Deutlich im Minus lagen im vergangenen Jahr demnach der Maschinenbau und die Automobilbranche. Die energieintensiven Industrien hätten ihr - nach der Energiekrise sehr niedriges - Produktionsniveau dagegen in etwa halten können.
Laut Statistischem Bundesamt legte das gesamte Produzierende Gewerbe im November im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent zu, nachdem es zuvor zwei negative Berichtsmonate gegeben hatte. Die reine Industrieproduktion stieg im November demnach um 1,0 Prozent.
Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin wertete die aktuellen Zahlen ebenfalls verhalten. Zwar habe sich die Produktion im November "etwas gefestigt", hieß es. Es zeichne sich jedoch "noch keine Trendwende" ab. "Die weiterhin bestehenden geopolitischen Unsicherheiten, die zuletzt erneut rückläufigen Auftragseingänge und die jüngst wieder eingetrübten Stimmungsindikatoren lassen derzeit keine spürbare Belebung in den kommenden Monaten erwarten."
A. Bogdanow--BTZ