Chefvolkswirte deutscher Banken blicken verhalten optimistisch auf 2025
Die Chefvolkswirte der größten deutschen Banken haben sich zum Jahreswechsel verhalten optimistisch zu den Aussichten für das neue Jahr geäußert. "Das Wachstumsmodell der deutschen Wirtschaft verschiebt sich hin zu Hightech-Branchen, in denen intellektuelles Eigentum und hochqualifiziertes Personal zunehmend das wichtigste Kapital sind", sagte der Inlands-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Robin Winkler, der "Augsburger Allgemeinen" vom Dienstag. Von positiven Anzeichen nach zwei Jahren Rezession sprach auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer.
"Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Unternehmensinvestitionen in Forschung und Entwicklung, während weniger in physische Anlagen wie Maschinen investiert wird", sagte Winkler. Die damit verbundenen Anforderungen am Arbeitsmarkt abzubilden, sei "eine große Herausforderung", sie biete aber "für Deutschland auch gewaltige Chancen". Die deutsche Wirtschaftsgeschichte enthalte viele Erfolge bei innovativen Produkten und Produktionsmethoden. "Ich bin optimistisch, dass dies der deutschen Wirtschaft einmal mehr gelingen wird", sagte der Deutsche-Bank-Volkswirt.
"Seit über einem Jahr steigen die Löhne wieder kräftiger als die Verbraucherpreise, die Kaufkraft erholt sich also deutlich", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer der Zeitung. Gleichwohl dürfte das Wachstum 2025 "mit 0,2 Prozent äußerst bescheiden ausfallen". Wichtig seien jetzt wirtschaftliche Reformen, betonte Krämer. Ansonsten drohe die Abwanderung von Unternehmen in Richtung Osteuropa oder in die USA.
Auf spürbare Impulse der Inlandsnachfrage durch ein Anziehen des privaten Konsums setzt auch Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud R. Traud. "Während die Verbraucher 2024 die höheren Reallöhne noch vermehrt dazu nutzten, ihre Ersparnisse aufzustocken, werden sie im neuen Jahr wieder mehr konsumieren", sagte sie der "Augsburger Allgemeinen". Weiter sinkende Leitzinsen eröffneten zudem am Aktienmarkt zusätzliche Bewertungsspielräume.
Der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kate, warnt allerdings, ohne Reformen könne Deutschland beim Wachstum weiter hinter anderen Industrienationen zurückbleiben. "Die deutsche Volkswirtschaft hatte sich in den alten Strukturen hervorragend eingerichtet", sagte er. Sie sei mit ihrer intensiven Verflechtung mit der Weltwirtschaft daher derzeit sehr stark von globalen Veränderungen betroffen.
Der Chefvolkswirt der DZ Bank, Michael Holstein, sieht hier langfristige Gefahren vor allem durch drohende Verwerfungen im Handel zwischen den USA, China und Europa. "Exportabhängige Volkswirtschaften wie China und Deutschland dürften unter Trumps Zollpolitik besonders leiden", warnte er. Dies dürfe vor allem ab 2026 wirksam werden. Sollten allerdings die befürchteten US-Strafzölle nicht so drastisch ausfallen, könnte die deutsche Wirtschaft auch davon profitieren, "wenn sich die Konjunktur bei wichtigsten Handelspartnern positiv entwickelt und keine neuen Handelshürden eingeführt werden".
F. Dumont--BTZ