Initiative Tierwohl führt Siegel für Geflügelprodukte ein
Die Brancheninitiative Tierwohl führt im April ein Siegel für Geflügelprodukte ein. Damit können Lebensmitteleinzelhändler unverarbeitetes Geflügelfleisch kennzeichnen, wie die Initiative am Donnerstag in Berlin erklärte. Insgesamt würden etwa 1900 Betriebe mit jährlich rund 492 Millionen Hähnchen und Puten die von der Initiative geforderten Maßnahmen umsetzen, sagte Geschäftsführer Alexander Hinrichs im Vorfeld der Grünen Woche.
Mit dem Siegel habe die Initiative auch auf Kritik reagiert: Denn bislang war lediglich zu erkennen, ob ein Geschäft die Initiative unterstützt; nicht aber, ob ein einzelnes Produkt aus einem teilnehmenden Betrieb stammt. "Die Nachfrage nach einer Produktkennzeichnung war nicht zu überhören", sagte Hinrichs dazu.
Zunächst werde nur unverarbeitetes Fleisch gekennzeichnet - Wurst oder marinierte Produkte könnten noch nicht mit dem Siegel versehen werden. Bis auch Schweinefleisch gekennzeichnet werden kann, dürfte Hinrichs zufolge ebenfalls noch einige Zeit verstreichen. Unter anderem wegen der enormen Nachfrage nach Schweinefleisch in Deutschland sei der Prozess weitaus schwieriger als bei Geflügel. Die Initiative überlegt demnach, ein solches Siegel "schrittweise" einzuführen.
Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte das neue Geflügel-Label heftig. Der Branche gehe es mit der Initiative nur darum, "den Gesetzgeber so einzuseifen, dass sich am viel zu niedrigen gesetzlichen Standard nichts ändert". Die Initiative tauge "nicht aus Tierschutzsicht und nun endgültig auch nicht mehr aus Verbrauchersicht", erklärte Tierschutzpräsident Thomas Schröder.
Bei der Initiative handelt es sich um eine freiwillige Vereinbarung von Fleischindustrie, den größten Einzelhändlern und dem Bauernverband. Die Händler haben sich verpflichtet, für jedes verkaufte Kilo Fleisch einige Cent in einen Fonds einzuzahlen. Mit dem Geld werden seit 2015 Landwirte gefördert, die ihre Ställe umwelt- und tierfreundlicher ausbauen als gesetzlich vorgeschrieben.
(S. Sokolow--BTZ)