Bundesweit sind mehr Rentner als je zuvor auf Sozialhilfe angewiesen
In Deutschland sind so viele Senioren wie noch nie zusätzlich zu ihrer Rente auf Sozialhilfe angewiesen. Ende des ersten Halbjahres 2024 bezogen bundesweit 728.990 Menschen die sogenannte Grundsicherung im Alter - ein Anstieg um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies geht aus einer Antwort des Statistischen Bundesamts auf eine Anfrage des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hervor, die der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag vorlag. Die Zahl stelle einen neuen Höchstwert dar.
Frauen waren überdurchschnittlich häufig auf Grundsicherung angewiesen: Zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres lag ihr Anteil bei 56,6 Prozent aller Beziehenden.
Den Zahlen des Bundesamts zufolge bezogen ein Jahr zuvor, im Juni 2023, noch insgesamt 691.820 Seniorinnen und Senioren Sozialhilfe zusätzlich zur Rente - und damit rund 37.000 Menschen weniger als in diesem Jahr. Im langjährigen Vergleich zu 2015 bedeutet die aktuelle Zahl der Leistungsempfänger im Rentenalter einen kräftigen Anstieg um rund 39 Prozent. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" hatte am Dienstag zuerst über die Zahlen berichtet.
Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben Menschen, die älter als 67 Jahre sind und deren Rente nicht für ihren Lebensunterhalt reicht.
"Der neue Rekord bei der Altersarmut ist der nächste Offenbarungseid für die Ampel", erklärte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am Dienstag. "Dass immer mehr Rentner zum Sozialfall werden, ist beschämend und eine bittere Bilanz für den zuständigen Minister Heil." Die Dunkelziffer liege vermutlich deutlich höher, "da sich viele Senioren den demütigenden Gang zum Sozialamt ersparen", mutmaßte Wagenknecht.
Die BSW-Chefin forderte für den Tag der Bundestagswahl eine Volksabstimmung über die Einführung einer Rente nach österreichischem Vorbild. "Wenn ein langzeitversicherter Rentner in Österreich im Schnitt über 800 Euro im Monat mehr bekommt, muss das auch in Deutschland möglich sein", erklärte Wagenknecht.
A. Madsen--BTZ