Bauern: Mit Fütterung und Gülleverwertung besserer Klimaschutz
Die deutschen Bauern wollen mit einer neuen Strategie den Klimaschutz in der Landwirtschaft vorantreiben. Der Deutsche Bauernverband (DBV) präsentierte aktuell 20 Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft. So wollen die Landwirte etwa mit einer angepassten Fütterung und der besseren Verwertung von Gülle die Treibhausgas-Emissionen reduzieren. Die Umweltorganisation WWF rief derweil die künftige Bundesregierung zur Förderung klimaschützender Landwirtschaft auf.
"Wir wollen bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts den nächsten gewaltigen Schritt beim Klimaschutz schaffen und den Ausstoß weiter senken", kündigte Bauernpräsident Joachim Rukwied im Gespräch mit Medienvertretern, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG an. Der DBV-Umweltbeauftragte Eberhard Hartelt sagte in Berlin, der Verband stehe zu seinem "ehrgeizigen Ziel", die Emissionen bis 2030 gegenüber 1990 um 30 Prozent zu senken - bisher habe die Landwirtschaft bereits 16 Prozent ihrer Emissionen reduziert. Es sei aber immer zu berücksichtigen, dass Emissionen in der Landwirtschaft natürlichen Kreisläufen entstammten und nicht gänzlich unterbunden werden könnten.
Mit sieben Prozent sei der Anteil der Landwirtschaft an Treibhausgasen in Deutschland ohnehin vergleichsweise gering. Der DBV hob außerdem hervor, Milchviehhalter in Deutschland würden bereits heute ihre Milch mit den weltweit geringsten Emissionen erzeugen. Bei der Produktion eines Liters Milch würden hierzulande rund 1,1 Kilogramm CO2-Äquivalente freigesetzt - der globale Durchschnitt liege bei 2,4 Kilogramm.
Zu den Maßnahmen sagte Hartelt, die Verwertung anfallender Gülle in Biogasanlagen stelle etwa "eine Win-Win-Situation für das Klima dar, da damit Methanemissionen aufgefangen werden können". Außerdem könnten so fossile Energien ersetzt werden. Damit nicht so große Mengen Lachgas ausgestoßen werden, kann demnach außerdem die Fütterung etwa an die jeweiligen Wachstumsphasen der Tiere angepasst werden - das führe zu geringeren Nährstoffausscheidungen.
Der WWF warnte unterdessen, die Landwirtschaft sei der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. WWF-Vorstand Christoph Heinrich schlug daher vor, die Politik solle Landwirte belohnen, die "klugen Klimaschutz betreiben".
Böden könnten natürliche Kohlenstoffspeicher sein, erklärte Heinrich - derzeit würden viele jedoch CO2 freigeben, anstatt es zu binden. Die künftige Bundesregierung müsse daher "Landwirte finanziell fördern, die etwa durch vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker sowie den Erhalt von Grünlandflächen" aktiven Klimaschutz betrieben.
Vielfältige Fruchtfolgen sind dann gegeben, wenn immer wieder andere Pflanzen auf einem Acker angebaut werden. Der WWF wies darauf hin, dass dadurch die Fruchtbarkeit und Widerstandsfähigkeit der Böden verbessert werde. Außerdem benötigten diese Böden weniger synthetische Düngemittel, was der Treibhausbilanz ebenfalls zugute komme.
Heinrich forderte, in der EU-Agrarpolitik ab 2021 nur noch Ackerbaubetriebe mit "mehrjähriger, standortangepasster Fruchtfolge" zu unterstützen. Auch für den Moorschutz sollten Landwirte bezahlt werden, forderte der WWF, da Moore große Mengen Kohlenstoff speichern könnten. Als Vorbild nannte Heinrich den ökologischen Landbau - im weltweiten Vergleich liegt der durchschnittliche Kohlenstoffgehalt der ökologisch bewirtschafteten Böden demnach gut 3,5 Tonnen über dem herkömmlicher Böden.
Beim Bauernverband taucht der Ökolandbau hingegen nur am Rande auf: Hartelt wies darauf hin, dass trotz aller Klimaschutzanstrengungen die Effizienz gewährleistet werden müsse. Das sei beim Ökolandbau nicht immer der Fall.
Die Umweltschutzorganisation Germanwatch kritisierte die Klimastrategie der Bauern. Die Maßnahmen seien "keine Grundlage, um die Treibhausgase in der Landwirtschaft effektiv zu verringern". Stattdessen wäre die Abkehr von der Massentierhaltung "die mit Abstand wirksamste Maßnahme", um beim Klimaschutz voranzukommen. Eine Reduktion der Tierbestände bleibe für den DBV aber tabu.
(C. Fournier--BTZ)