IG Metall-Chef droht mit deutlicher Ausweitung der Warnstreiks
Vor der Fortsetzung der Tarifverhandlungen der Metall- und Elektrobranche am Donnerstag hat die IG Metall den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. "Wir haben mit den Warnstreiks begonnen und werden diese in den nächsten Tagen noch steigern", sagte der Chef der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG in einem Interview. Sollte der Arbeitgeberverband Gesamtmetall bis Ende Januar nicht einlenken, gebe es eine weitere Steigerung.
"Dann sehen wir, ob es Sinn macht, weiter zu verhandeln, ob es ganztägige Warnstreiks geben wird oder gleich die Urabstimmung über Flächenstreiks", warnte Hofmann. Den Arbeitgebern warf der IG Metall-Chef eine "Angstkampagne" vor, weil diese die Gewerkschaftsforderung nach Zuschüssen für Beschäftigte, die zur Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen in Teilzeit gehen, als illegal bezeichnet hatten.
"Es geht um eine neue tarifliche Sozialleistung, die der Arbeitgeber erbringen sollte, davon sind wir überzeugt", bekräftigte Hofmann hierzu. Bei "gesellschaftlich wichtigen Aufgaben wie Gesundheit, Erziehung und Pflege" seien die Arbeitgeber in der Verantwortung. "Sie scheuen sich davor anzuerkennen, dass Eigentum verpflichtet", kritisierte der Gewerkschaftschef.
Sollte Gesamtmetall die Forderungen vor Gericht anfechten, hätte dies aus Sicht Hofmanns "gravierende Langfristfolgen". "Wenn die Arbeitgeber nicht mehr in der Lage sind, Tarifkonflikte mit uns am Verhandlungstisch auszutragen, dann schädigen sie die Tarifpartnerschaft nachhaltig und für lange Zeit." Laut Hofmann lägen die Kosten der Gewerkschaftsforderungen für die Arbeitgeber "in etwa bei einem Prozent der Lohnkosten".
Mit Blick auf die Sondierungen zwischen Union und SPD über die Bildung einer Bundesregierung forderte Hofmann Nachbesserungen beim Mindestlohn. Dieser reiche derzeit nicht aus, "um im Alter eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu bekommen, auch wenn man 40 Jahre oder mehr gearbeitet hat".
Die IG Metall hatte im Tarifstreit mit den Arbeitgebern am Montag mit Warnstreiks begonnen, die am Mittwoch fortgesetzt werden sollen. Die Arbeitgeber lehnen insbesondere die Forderung nach der Möglichkeit einer 28-Stunden-Woche bei Lohnausgleich als illegal ab, weil sie eine Ungleichbehandlung gegenüber Beschäftigten, die bereits in Teilzeit sind, bedeute.
In den ersten beiden Verhandlungsrunden boten die Arbeitgeber statt der von der Gewerkschaft geforderten sechs Prozent zwei Prozent mehr Lohn. Sie fordern zudem, mehr Beschäftigte länger als 35 Stunden einsetzen zu dürfen.
(S. Soerensen--BTZ)