Private Krankenversicherer warnen vor Einführung einer Bürgerversicherung
Die privaten Krankenversicherer warnen vor Beginn der Sondierungen vor der Einführung der von der SPD gewünschten Bürgerversicherung. Ein solches Einheitssystem werde eine Entwicklung hin zu einer Zwei-Klassen-Medizin nicht verhindern, sagte der Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, Volker Leienbach, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, aktuell in einem Interview. "Das Gegenteil ist der Fall, die Versorgung würde schlechter und teurer."
Sollte sich die SPD gegen die Unionsparteien durchsetzen, drohten für deutsche Patienten große Nachteile, sagte Leienbach. Das deutsche Gesundheitssystem zeichne sich dadurch aus, dass fast alle Leistungserbringer wie Arztpraxen, Kliniken und Therapeuten alle Versicherten bedienten. "Im Ausland gibt es viel mehr Kliniken und Ärzte, die privat ausschließlich gegen Bargeldzahlung behandeln", sagte Leienbach.
Anders als von den Sozialdemokraten behauptet seien die Leistungsunterschiede zwischen Besser- und Geringverdienern hierzulande vergleichsweise gering. Deutschland habe zum Beispiel die kürzesten Wartezeiten auf Arzttermine.
Die Einführung einer Bürgerversicherung im Gesundheitswesen ist eine Kernforderung der SPD für die am Sonntag beginnenden Gespräche mit der Union über eine Regierungsbildung. In eine solche Versicherung sollen neben Arbeitnehmern auch Beamte und Selbstständige einzahlen. Derzeit privat Versicherte sollen wählen können, ob sie in die Bürgerversicherung wechseln. Jeder neu Versicherte würde aber automatisch in die Bürgerversicherung aufgenommen werden.
Die privaten Krankenversicherungen will die SPD nicht abschaffen, vielmehr sollen sie die Bürgerversicherung ebenfalls anbieten können. Die Union lehnt das SPD-Konzept ab und will das bisherige System beibehalten.
(P. Rasmussen--BTZ)