Übernahme von Alitalia-Teilen durch Lufthansa zeichnet sich ab
Im Bieterverfahren für die Übernahme der maroden italienischen Fluggesellschaft Alitalia zeichnet sich laut einem Zeitungsbericht eine Einigung mit der Lufthansa ab. "Was die Zukunft von Alitalia betrifft, scheint der Zielort Deutschland zu sein", konnte BERLINER TAGESZEITUNG aktuell erfahren. Zwar gebe es noch Differenzen beim Kaufpreis und bei den geplanten Stellenstreichungen, aber die Positionen näherten sich an.
Deutschlands größte Fluggesellschaft will Informationen zufolge nur die Sparte Flüge von Alitalia übernehmen, nicht aber den Bereich Wartung. Von den 8000 Stellen in der Flugsparte wolle die Lufthansa 6000 erhalten. Die beiden zuständigen italienischen Minister sowie die drei Kommissare, die wegen der Krise bei Alitalia die Unternehmensführung übernommen haben, wollen die Streichung von 2000 Stellen aber nicht hinnehmen. "Die Verhandlungen laufen, und die beiden Seiten nähern sich einander an", schrieb der "Corriere della Sera". Auch beim Kaufpreis bewegten sich die Verhandlungspartner aufeinander zu. Lufthansa hatte dem Bericht zufolge für die Sparte Flüge 300 Millionen Euro geboten, die italienische Regierung und die Kommissare hätten hingegen 500 Millionen Euro verlangt.
Der italienische Regierungschef Paolo Gentinlini äußerte sich bei seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag nicht zu Verhandlungsdetails. Beide Seiten müssten Zugeständnisse machen, sagte Gentiloni. Er hoffe, "dass die Angebote auf dem Tisch verbessert werden können" und beide Seiten "großes Verantwortungsbewusstsein unter Beweis stellen".
Die italienische Alitalia, die insgesamt rund 11.500 Menschen beschäftigt, schreibt seit Jahren Verluste und ist zum Kauf ausgeschrieben. Sie war im Mai unter kommissarische Aufsicht gestellt worden, nachdem ein Sanierungsplan für die verschuldete Fluggesellschaft gescheitert war, der Lohnkürzungen und Stellenstreichungen vorsah. Alitalia und die italienische Regierung hatten eigentlich auf eine Komplettübernahme des Unternehmens gehofft.
Neben der Lufthansa haben auch der britische Billigflieger EasyJet und der US-Investmentfonds Cerberus Angebote für Alitalia vorgelegt. Zwischenzeitlich hatte auch der irische Billigflieger Ryanair Interesse gezeigt, war dann jedoch wieder davon abgekommen.
Die Lufthansa ist auf Expansionskurs. Im Oktober hatte sich das Unternehmen mit der insolventen Air Berlin auf die Übernahme großer Unternehmensteile geeinigt. Dass die Nummer eins in Deutschland einen Großteil der Nummer zwei schluckt, sorgt bei Konkurrenten und Wettbewerbshütern für kartellrechtliche Bedenken.
(S. Soerensen--BTZ)