Ausbeutung der Piloten? Streit zwischen Ryanair und Gewerkschaft
Die ersten Gespräche zwischen der irischen Fluggesellschaft Ryanair und Gewerkschaftsvertretern in der Geschichte des Unternehmens haben zunächst keinen Durchbruch gebracht. Während der Billigflieger von einem "positiven und erfolgreichen" Treffen sprach, zeigte sich die irische Gewerkschaft Impact am Mittwoch "enttäuscht" und stellte Forderungen, damit Streiks abgewendet werden können. Ebenfalls am Mittwoch waren Gespräche zwischen Ryanair-Vertretern und der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) geplant.
Bei Ryanair rumort es schon seit geraumer Zeit, Arbeitnehmervertreter werfen der irischen Airline vor, das Personal im Vergleich zu anderen Fluggesellschaften deutlich schlechter zu bezahlen. In der vergangenen Woche hatte Ryanair aus Angst vor Streiks zur Weihnachtszeit eingelenkt und zugesagt, erstmals Pilotengewerkschaften anzuerkennen. Bereits angekündigte Streiks wurden wieder abgesagt. Am Dienstagabend fand daher erstmals überhaupt in Dublin ein Treffen mit Gewerkschaftsvertretern statt.
Ryanair lobte die Gespräche anschließend. Dies sei der "erste Schritt" im Verfahren zur Anerkennung der Gewerkschaften durch die Fluggesellschaft. Impact, zu der die Pilotenvertretung Ialpa gehört, sprach hingegen von einer "enttäuschenden" Begegnung. Ryanair habe sich geweigert, die Gewerkschaft schriftlich anzuerkennen. Impact forderte daher ein schriftliches Abkommen zur Anerkennung von Gewerkschaften und setzte der Airline eine Frist bis Donnerstagmittag.
Die Gewerkschaft stellte nach eigenen Angaben zudem bei den Gesprächen am Dienstagabend eine Reihe von Forderungen und erklärte, sie erwarte eine "rasche Antwort". Andernfalls seien Streiks möglich. Diese können nach irischem Recht aber nicht vor dem 28. Dezember stattfinden.
Die Vereinigung Cockpit erhöhte ebenfalls vor den Gesprächen am Mittwoch noch einmal den Druck. VC-Vorstand Markus Wahl warnte Ryanair vor einem Ablenkungsmanöver. Es sei wichtig, dass Ryanair daran interessiert sei, mit Cockpit und anderen Gewerkschaften zu einem Tarifvertrag zu gelangen, sagte er im SWR. Sollte die Airline lediglich auf Zeit spielen, müsse doch noch über Streiks vor Weihnachten nachgedacht werden. Seine Hoffnung sei aber, dass Ryanair es ernst meine, so Wahl.
Unterdessen zeigte sich die Gewerkschaft UFO erfreut, dass Ryanair nun neben Gewerkschaften für Piloten auch solche für Flugbegleiter anerkennen will. Zugleich forderte UFO am Mittwoch einen "konkreten und verbindlichen Verhandlungstermin im Januar". Dieser werde dann "selbstverständlich" wahrgenommen, Streiks wären damit vom Tisch, erklärte Tarifvorstand Nicoley Baublies. Zugleich müsse Ryanair-Chef Michael O’Leary zeigen, wie ernst er seine Verhandlungsbereitschaft meine, erklärte UFO. Sollte es sich "lediglich um eine Hinhaltetaktik handeln, um unbeschadet über die Feiertage zu kommen", werde die Gewerkschaft darauf entsprechend reagieren müssen.
(S. Sokolow--BTZ)