Stilllegung von Kohlekraftwerken steigert Versorgungssicherheit
Die Stilllegung von Kohlekraftwerken könnte nach einer Analyse des Bundeswirtschaftsministeriums die Versorgungssicherheit in Deutschland sogar steigern. Die Lage im Stromnetz würde sich dadurch deutlich entspannen, heißt es in der gemeinsamen Analyse des Ministeriums und der Bundesnetzagentur, die am Mittwoch bekannt wurde. "Die Übertragungsnetze sind nämlich die derzeit größte Herausforderung hinsichtlich der Versorgungssicherheit."
2015 seien bei den Übertragungsnetzbetreibern über eine Milliarde Euro an Kosten angefallen, um Probleme im Stromnetz zu beheben. Im Vergleich zu den Netzen stelle sich die Situation am Strommarkt "überaus entspannt" dar, heißt es in dem BERLINER TAGESZEITUNG vorliegenden Papier weiter. Analysiert wurde, wie sich eine Stilllegung von Kohlekraftwerken auf die Versorgungssicherheit auswirken würde. Demnach bleibt die Versorgungssicherheit gewährleistet, wenn eine Kapazität von sieben Gigawatt an Kohlekraftwerken im Jahr 2020 stillgelegt würde.
Es gebe "beträchtliche Überkapazitäten" im europäischen Strommarkt. Die Analyse zeige auch, dass Deutschland weiterhin Nettoexporteur von Strom bleibt. Berechnungen zu höheren Stilllegungsmengen könnten kurzfristig vorgenommen werden, so das Ministerium.
Bei den Sondierungsgesprächen verlangen die Grünen das Abschalten von 20 Kohlekraftwerksblöcken bis 2020, was den Verzicht von acht bis zehn Gigawatt zur Folge hätte. Union und FDP hatten angeboten, bis zu zehn Kohlemeiler sofort zu schließen.
In dem Papier des SPD-geführten Bundeswirtschaftsministeriums heißt es zugleich weiter, eine lediglich nationale Leistungsbilanz habe "keine Aussagekraft". "Es ist ein Irrtum zu glauben, dass ein Kraftwerk, das in Deutschland steht, auf jeden Fall im Inland zur Versorgungssicherheit beiträgt." Deutschland sei als Drehscheibe des europäischen Strommarkts mit zwölf europäischen Ländern im Stromaustausch. In welche Richtung der Strom fließt, entscheide sich anhand der Strompreise in den einzelnen Strommärkten.
(A. Madsen--BTZ)