"Herausforderungen" in China trüben Apples Umsatzzahlen massiv
Probleme auf dem chinesischen Markt haben dem US-Technologieriesen Apple ein seltenes Eingeständnis abverlangt: Der erfolgsverwöhnte Konzern, lange Zeit Liebling der Anleger, korrigierte am Mittwoch seine Umsatzprognose für das abgelaufene Quartal deutlich nach unten und versetzte damit Branche und Börse in Unruhe. Der ungewohnte Rückschlag für Apple ist nach Analysteneinschätzung aber auch auf politische Gründe zurückzuführen.
Apple stellte für das am 29. Dezember abgelaufene Quartal nur noch einen Umsatz von 84 Milliarden Dollar (73,7 Milliarden Euro) in Aussicht, Analysten hatten zuvor mit etwa 91 Milliarden Dollar gerechnet. Die Apple-Aktie verlor daraufhin nach Börsenschluss mit einem Minus von rund 7,5 Prozent deutlich.
Der Hightech-Konzern büßte damit rund 55 Milliarden Dollar an Börsenwert ein und wurden von den Anlegern nun mit rund 700 Milliarden Dollar beziffert - erheblich weniger als Anfang August, als Apple als erstes Privatunternehmen überhaupt einen Börsenwert von einer Billion Dollar erreicht hatte. Diese symbolisch bedeutsame Marke war als Triumph für Konzernchef Tim Cook gewertet worden, dem bei seinem Amtsantritt 2011 als Nachfolger des verstorbenen Steve Jobs viel Skepsis entgegengeschlagen war.
Cook erklärte die Korrektur der Umsatzprognose nun mit unerwarteten Schwierigkeiten in China. "Während wir einige Herausforderungen in Schlüsselmärkten erwartet haben, haben wir den Umfang der wirtschaftlichen Verlangsamung, insbesondere in China, nicht vorhersehen", schrieb Cook in einer Mitteilung an Investoren.
Das wirtschaftliche Umfeld in China sei nach Einschätzung der Konzernführung beeinflusst von den "wachsenden Handelsspannungen mit den USA". Die beiden größten Wirtschaftsmächte liegen seit Monaten im Handelsstreit und haben sich gegenseitig mit hohen Strafzöllen belegt - dies schürt rund um den Globus Sorge vor den Auswirkungen auf die Konjunktur und die international verzahnten Warenströme und trübt damit auch die Stimmung an den Finanzmärkten.
Belastend für Apple wirkte sich aber auch die Festnahme der inzwischen auf Kaution freigelassenen Finanzchefin des chinesischen Telekommunikationsunternehmens Huawei Anfang Dezember in Kanada aus. Nach der Festnahme auf Betreiben der USA, gegen die die Führung in Peking scharf protestiert hatte, habe die chinesische Regierung Apple zum "Ziel des Tages" gemacht, sagte der Technologieanalyst Rob Enderle nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview.
Einige Firmen in China boten ihren Angestellten daraufhin Zuschüsse beim Kauf von Huawei-Smartphones an. Andere warnten ihre Beschäftigten gar vor dem Kauf von Apple-Produkten.
Befeuert wurden die Ressentiments gegen Apple in China womöglich auch durch den US-Konzern selbst. Denn obwohl im Dezember ein chinesisches Gericht Apple in einem Patentstreit mit dem Chiphersteller Qualcomm den Verkauf älterer iPhone-Modelle untersagte, boten Apple-Geschäfte in chinesischen Metropolen die Modelle zuletzt weiter an. Damit erwecke Apple den Eindruck, sich über chinesisches Recht hinwegzusetzen, sagte Enderle. "Das hilft dabei, einen Boykott voranzubringen."
Die iPhone-Verkäufe sind für Apple ein entscheidender Umsatzgarant. Zu den Herausforderungen auf den weltweiten Märkten gehören dem Konzern zufolge hierbei auch der Kurs des Dollar sowie die gesunkenen Kosten dafür, bei älteren iPhones den Akku zu tauschen.
Lichtblicke sieht Apple auf dem Heimatmarkt in den USA, in Kanada, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden und Südkorea. Hier würden Rekordumsätze erwartet - womöglich auch in Malaysia, Mexiko, Polen und Vietnam.
An den europäischen Börsen schlug Apples unerwartet schlechtes Chinageschäft dennoch auf die Stimmung der Investoren. In Paris, London und Frankfurt am Main notierten die Kurse am Donnerstagnachmittag im Minus.
(B. Semjonow--BTZ)